Zwei Waisen im Sturm
Ein seltsamer Zufall führt die beiden Mädchen Henriette (Lilian Gish) und Luise (Dorothy Gish) zusammen. In einer Zeit, in der ein uneheliches Kind, umso mehr in den hohen adligen Kreisen, als Makel gilt, wird Henriette schweren Herzes als Säugling vor die Tore einer Kirche gelegt. Ihr Glück. Ein einfacher Mann findet sie alsbald und nimmt sie auf – die beigelegten Münzen werden die Entscheidung wohl erleichtert haben. Ihr Glück zudem, das sie fortan nicht mehr als Adlige angesehen wird. Denn die beiden Unzertrennlichen wachsen in äußerst turbulenten Zeiten auf. Der Pöbel schreit zum Sturm auf die Bastille und alles, was auch nur dem äußeren Anschein nach dem höheren Stand angehört, wird einen Kopf kürzer gemacht. Nicht ungeschickt verwebt D.W. Griffith (“The Birth Of A Nation”, “Intolerance”) gewissermaßen Einzelschicksale, denn die Schwestern erleben natürlich so manches, mit einer interessanten Zeitenwende. Dabei fährt er 1921 alles mögliche auf, um so viel wie es nur geht in den (Stumm-)Film zu packen. Aber genau hier kränkelt “Zwei Waisen im Sturm”. Die chaotische Zeit der Revolution bietet wohl einen spannenden Rahmen, doch wird man das diffuse Gefühl nicht los, dass die ganze Geschichte eine Nummer kleiner umso wirkungsvoller gewesen wäre. Das merkt man allein daran, dass es nicht die Massenszenen sind, die einem im Gedächtnis bleiben, sondern die kleinen, feinen Charakterstudien, die Griffith betreibt, um den Zuschauer die Wesenszüge der Figuren nahe zu bringen. Ein durchaus als solide zu bezeichnender Stummfilm.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Orphans of the Storm Land: USA Jahr: 1921 Regie: D.W. Griffith Darsteller: Lillian Gish, Dorothy Gish, Joseph Schildkraut Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kommentar zu diesem Beitrag
Kommentare abonnieren