Movies

The Raid 2: Berandal

Freitag, 25. Juli 2014 · Autor: Reiskorn

the_raid_2_berandal_sceneEs ist ja “nur” ein Actionfilm, also wozu die ganze Aufregung? Dasselbe hat sich sicher auch der ein oder andere über den Vorgänger gedacht, diesem äußerst billigen und egal erzählten Liebling der Kloppergemeinde. Was aber macht ihn und seinen Nachfolger so monströs stark? Sicher (immer noch) nicht seine Geschichte und seine Figuren. Teil 2 stellt in der Hinsicht zwar eine große Verbesserung dar, denn schließlich wird hier der Versuch einer breit angelegten Mafiageschichte unternommen, mit rivalisierenden Clans, abtrünnigen Familienmitgliedern und Undercoveragenten. In der Gesamtheit jedoch wird hier weder ein neuer “Pate” noch ein weiterer “Infernal Affairs/Departed” aus der Taufe gehoben, zumal trotz oder gerade wegen der vielen Figuren eine echte emotionale Bindung ans Geschehen nur selten aufflammt. Zu oft hat man dergleichen in der Geschichte schon gesehen und auch die Sehnsüchte des Cops Rama nach seiner Familie wirken noch immer wie pflichtbewusst untergebrachte Fremdkörper. Das liest sich verheerend, doch einige kleinere Überraschungen hält auch dieser Plot noch parat und nebenbei erfüllt er brav seine Funktion als Nährboden für unfassbares Gemetzel. Doch dazu gleich. Durch die breiter angelegte Geschichte und größerer Finanzhilfe, übertrifft “The Raid 2″ auch formal seinen Vorgänger in jedlicher Hinsicht um Längen. Evans nimmt sich nun alle Zeit der Welt, sein filmisches Talent auch abseits der Action vorzuführen und kreiert reihenweise gelungene Bildkompositionen, die dem mafiösen Geschehen eine kühle Eleganz verleihen. Und insbesondere zu Beginn schneidet er geschickt in der Zeit hin und her, schafft einige bemerkenswerte Übergänge und führt mit dezenter Verspieltheit in den Film ein. Und dann wäre da noch diese Action, sicherlich die einzig wahre Daseinsberechtigung des Films. Einem Porno gleich, geht es doch Film und Zuschauer in erster Linie um die esktatische Zusammenführung von Menschenkörpern, mit oder ohne Hilfsmittel. Und Schusswaffen und Autos hin oder her, “The Raid” ist in erster Linie ein Clash von Fäusten, Füßen, Knien, Ellenbogen, Messern und Stöcken mit Köpfen, Bäuchen, Nasen, Zähnen, Rippen und Wirbeln. Wirklich herausragend ist aber wirklich, wie all das vonstatten geht, denn für den Erstling als auch seinen Nachfolger gelten dieselben Qualitätsmerkmale. Hier gibt es keine an Drähten hängende und durch CGI unterstützte Schauspieler, die phantasievolle Flugeinlagen vollführen. Es wird sich nicht mehr um die eigene Achse gedreht und gesprungen als unbedingt nötig. Die Kampfchoreographien in beiden Teilen sind schlicht und ergreifend schnörkellos, verzichten zu einem großen Teil auf jedweden Sinn für allzu künstliche Ästhetik und werden begleitet von absoluter Rohheit und spielen stets konsequent die Folgen des absoluten Tötungswillens aller Beteiligten aus. Die Geschwindigkeit in diesen Szenen ist atemberaubend und Evans tut gut daran, verhältnismäßig lange Takes zu filmen, die all die martialische Pracht einzufangen wissen, dass es einer blutig-knochenberstenden Offenbarung gleicht. Hierbei wird auch auf überflüssige filmische Spielereien verzichtet. Mehrere Zeitlupenwiederholungen, wie noch bei “Ong Bak”, gibt es beispielsweise nicht. Aber auch hier weiß Teil 2 in allen Belangen zwei Schippen drauf zu legen. Die Geschichte verschafft dem Film eine denkwürdige Actionszene nach der anderen, die an und für sich ihresgleichen suchen. Eigentlich müsste man fast jede hervorheben, aber das würde definitiv den Rahmen sprengen. Aber ein paar sollen es doch sein: Der Film sportet die wohl wuchtigste Autoverfolgungsjagd seit Ewigkeiten, bei der ein Gefährt von einem anderen verfolgt wird, das wiederum von zwei weiteren in die Mangel genommen wird. Es wird permanent im, auf oder neben den Vehikeln geprügelt und geschossen, während sich die Boliden selbst gegenseitig beharken. In einer anderen hervorragenden Montage werden die Haupthandlanger des Bösen hammer- und schlägerschwingend eingeführt. Und der Endkampf in einer Küche dürfte sich sofort in die Filmgeschichte hineingeprügelt haben – the_raid_2_berandal_coverwas hier gezeigt wird, ist nicht weniger als Asthma provozierend. “The Raid 2″ ist am Ende nicht der allerrundeste Film geworden, doch über seine Schwächen sollte man hinwegsehen, zumal er seinen schon wuchtigen Vorgänger komplett überflügelt. Als reines Actionvehikel ist er ganz klar ein nie da gewesenes Meisterwerk.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: The Raid 2: Berandal Land: Indonesien, USA Jahr: 2014 Regie: Gareth Evans Darsteller: Iko Uwais, Yayan Ruhian, Arifin Putra Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★★☆ 

VN:F [1.9.2_1090]
Leser: 6.3/10 (4 Bewertungen eingegangen)
The Raid 2: Berandal, 6.3 out of 10 based on 4 ratings

Kommentar zu diesem Beitrag