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Gomorrha – Die Serie

Donnerstag, 13. November 2014 · Autor: bdm

gomorrha_serie_sceneZunächst sollte vielleicht festgehalten werden, dass diese Serie ziemlich irreführend beworben wird. “Gomorrha” hat nicht sonderlich viel mit den “Sopranos” zu tun und noch viel weniger mit “Breaking Bad” – auch wenn die Promomaschine von einer “europäischen Antwort” auf die beiden US-Produktionen spricht und damit vermutlich viele falsche Erwartungen weckt. Tony Soprano war ein Boss zum Schmunzeln, seine Crew eine Ansammlung schrulliger Figuren. “Gomorrha” ist anders. Zynischer, dreckiger. Man tritt mit dem Anspruch an, reale Zustände in jahrhundertealten kriminellen Strukturen zu zeigen. Die Charaktere sind fiktiv, die erzählten Geschichten nicht. Dafür steht der Name Roberto Saviano, Verfasser der Bestseller-Vorlage, der auch in diesem Fall wieder am Drehbuch mitgewirkt hat. Im Mittelpunkt der Serie steht die von ihrem Paten mit harter Hand geführte Savastano-Sippe, die, das wäre auch grob die Rahmenhandlung der ersten Staffel, in Fehde mit einem konkurrierenden Clan liegt. Als der Pate ins Gefängnis geht, brechen auch im Inneren des Clans Machtkämpfe aus. Während die Befehlsgewalt zunächst traditionsgemäß bei der Frau des Inhaftierten (großartig, schlangenhaft: Maria Pia Calzone) liegt, melden bald auch Sohnemann Genny (Salvatore Esposito) und ein ambitionierter Soldat mit dem vielsagenden Straßennamen ‘Immortale’ (Marco D’Amore) Machtansprüche an. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis in diesem Szenario jeder gegen jeden kämpft. Verglichen mit dem eher fragmentarischen Film (2008) geht “Gomorrha – Die Serie” weit über die Hoheitsgebiete der Clans in und um Neapel hinaus und versucht zu zeigen, dass die kriminelle Krake namens Camorra längst zu einem global player geworden ist. Große Drogentransporte werden jenseits des Atlantiks direkt mit mittelamerikanischen Kartellen verhandelt. Eine Folge dreht sich darum, wie in der Börsenmetropole Mailand kriminell erwirtschaftetes Bargeld in den legalen Geldkreislauf gepumpt wird. Eine andere spielt in Spanien, wo es zu Reibereien mit russischen “Geschäftsmännern” kommt. Die Originalschauplätze, das Neapolitanisch, der relativ unbekannte Cast, die verbürgten Verbrechen – all das fließt unter der Hand von Regisseur Stefano Sollima (”Romanzo criminale”) zum fiebrigen, düsteren Panorama einer hektisch pulsierenden kriminellen Parallelwelt zusammen. Mord und Totschlag gibt es in “Gomorrha” am laufenden Band, viel mehr als bei den “Sopranos”, um den Vergleich nochmal zu bemühen. Aber die Gewalt ist realistisch in Szene gesetzt, schnell und gomorrha_serie_coverbanal, nicht glorifiziert, nie comichaft. Es ist auch und gerade dieser kalt registrierende, gänzlich unromantische Blick, der die Serie ausmacht. Bleibt abzuwarten, ob man auf diesem Niveau anküpfen kann, wenn es 2015 im Auftrag von Canal+ in die nächste Runde geht.

UK Trailer

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Gomorra Land: Italien, Deutschland Jahr: 2014 Regie: Darsteller: Salvatore Esposito, Fortunato Cerlino, Marco D’Amore, Maria Pia Calzone Weitere Infos: IMDB

Redaktion:
★★★★★★★★☆☆ 

VN:F [1.9.2_1090]
Leser: 0.0/10 (0 Bewertungen eingegangen)

Ein Kommentar für "Gomorrha – Die Serie"

  1. 1 Legend – Movie Shack - Kino und Filme wie nie zuvor schrieb am Freitag, 25. November 2016 um 20:50 Uhr:

    [...] Art und Weise, wie Helgeland es zeigt. Wie es hätte gehen können bzw. besser geht, sieht man an aktuellen Produktionen aus z.B. Italien. Rau und dreckig lautet dort die Devise. Und wohl näher an der Realität dran als dieser [...]

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