Zero Dark Thirty
So soll sie also abgelaufen sein, die Suche nach dem amerikanischen Staatsfeind Nummer 1 – zumindest wenn man nach Kathryn Bigelow und ihrem Drehbuchschreiber Mark Boal geht, die beide schon 2009 mit “The Hurt Locker” den Krieg gegen den Terror auf der Agenda hatten. Einen schnellen, actionlastigen Thriller sollte man nicht erwarten: mit einer Spielzeit von 157 Minuten nimmt sich Bigelow viel, sehr viel Zeit, was in Anbetracht der Tatsache, dass die erzählte Zeit sich über fast zehn Jahren erstreckt aber wohl unumgänglich war. Im Zentrum von “Zero Dark Thirty” steht eine angeblich real existierende, hier nur “Maya” genannte CIA-Agentin (Jessica Chastain), die ab 2003 an vorderster Front zum Einsatz kommt und ihre ganze Existenz der Jagd nach dem im pakistanischen Grenzgebiet vermuteten bin Laden widmet. Die erzählerische Zuspitzung auf eine Person erfolgt nicht ohne Grund: in Maya spiegelt sich der im Lauf der Jahre heftigen Schwankungen unterworfene Gefühlshaushalt einer ganzen Nation. Die anfänglich noch skeptische Bereitschaft zur Folter, die schnelle Veralltäglichung derselben, die Zweifel an der eigenen Sache, der verbissene Wunsch, ihn doch noch irgendwie zur Rechenschaft zu ziehen, am Ende Tränen. Der minutiös rekonstruierte Sturm auf das Anwesen in Abbottabad schrumpft angesichts der aufreibenden, unglaublich komplexen Vorarbeit
fast schon zu einer Formalität zusammen. Und vielleicht ist gerade die größte Stärke dieses ansonsten so nüchternen, unpathetischen Films auch seine größte Schwäche – das Schließen der Akte bin Laden letztlich als wesentliches Verdienst einer Einzelperson verkaufen zu wollen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Zero Dark Thirty Land: USA Jahr: 2012 Regie: Kathryn Bigelow Darsteller: Jessica Chastain, Jason Clarke, Kyle Chandler Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kommentar zu diesem Beitrag