Woyzeck
Nur 5 Tage nach Beendigung der Arbeit an “Nosferatu” ließ Werner Herzog unter falschem Vorwand seine Drehgenehmigung in der damaligen Tschechoslowakei verlängern und hängte gleich noch eine Verfilmung von Georg Büchners bekanntem Bühnenfragment “Woyzeck” hinten dran. Das Ergebnis: nah an der Vorlage, aber stilistisch ziemlich langweilig und nicht von ungefähr als sprödes Anschauungsmaterial für Deutsch-Leistungskurse bekannt. Wieder ist Klaus Kinski in der Hauptrolle zu sehen, und wieder liefert er eine schauspielerisch tadellose Vorstellung. Physisch sehr präsent, mit wirrem Blick – die Getriebenen, die hat er immer am besten gespielt. Vielleicht hätte es dem Streifen gut getan, wenn man die Geschichte des geschundenen Garnisonssoldaten, der von Gesellschaft und persönlichem Wahn zum Mord an seiner Geliebten Marie (Eva Mattes) getrieben wird, einmal ganz neu interpretiert hätte. Denn das, was bei Büchner brutaler Realismus ist, verkommt bei Herzog zu uninspirierter Dramenkost auf TV-Niveau. Da passt es ins Bild, dass man sich ausgerechnet bei der zentralen Mordszene den größten Schnitzer leistet. In einer höchst dramatischen Zeitlupenaufnahme ist deutlich zu sehen, wie Kinksi das Messer verkehrt herum hält und mit dem Knauf “zusticht”. Das ist dann schon ein bisschen peinlich.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Woyzeck Land: Deutschland Jahr: 1979 Regie: Werner Herzog Darsteller: Klaus Kinski, Eva Mattes, Josef Bierbichler Weitere Infos: IMDB, Amazon
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