Wolfzeit
Ein idyllischer Trip zum abgelegenen Ferienhaus wird für Anne (Isabelle Huppert), ihren Mann Georges und die beiden Kinder zu einem wahren Alptraum. Denn in der Behausung wartet kein wildes Getier sondern eine anderes Familienoberhaupt samt Anhang, der Georges, recht humorlos, über den Haufen schießt. Das treibt Anna nebst den Kindern zur eiligen Flucht. Aber nicht nur das ist ein seltsamer Umstand. Völlig abweisend scheinen die einstigen Nachbarn und Bekannten zu sein. Dazu, so wirkt es, gibt es keine staatliche Ordnung mehr, die gegebenenfalls regelnd eingreifen würde. Aber es herrscht kein Krieg, es ist kein Virus ausgebrochen, Zombies bleiben uns dieses Mal also erspart und ein Atomkraftwerk ist auch nicht in die Luft geflogen. Was kursiert, sind Gerüchte von Nahrungs- und Güterknappheit. Und noch ein größeres darüber, dass in unregelmäßigen Abständen ein Zug vorbeifährt, der einen aus dieser ganzen Misere schaffen könnte. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Immerhin vermittelt es so etwas wie Hoffnung. Letztere ist es auch, die Anne antreibt und nicht gänzlich durchdrehen lässt. Eigentlich ist Michael Hanekes Idee, die Story in Frankreich spielen zu lassen, nicht die schlechteste. So wirkt der Plot, der an sich nichts Neues zu den üblichen, nennen wir es einmal, “Apokalypse-Szenarien” bezusteuern hat, ein wenig unverbrauchter. Aber, und diesen Eindruck verliert man den ganzen Film über nicht, hat immer das Gefühl, dass Anna einfach nur ein wenig schneller hätte laufen müssen, um dem Ganzen entkommen zu können. Soll heißen: Haneke scheitert daran, die Bedrohung greif-und nachvollziehbar aufzubauen. Sicherlich ist es spannend, Menschen in Ausnahmesituationen zu sehen. Was bleibt von der Menschlichkeit, wer setzt sich durch… usw. Der Regisseur schafft es in “Wolfzeit” aber weder interessante Dialoge noch Charaktere noch Schicksale zu kreieren, die einen auch nur im Geringsten interessieren.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Le temps du loup Land: Frankreich, Österreich, Deutschland Jahr: 2003 Regie: Michael Haneke Darsteller: Isabelle Huppert, Anaïs Demoustier, Béatrice Dalle Weitere Infos: IMDB, Amazon
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