Vertigo
Meilenstein der Filmgeschichte. Größtes Werk eines großen Regisseurs. Die Meisterschaft des “Suspense-Films” usw. usw. Über “Vertigo” von Alfred Hitchcock kann man mittlerweile so einiges Positives lesen. Aber wie so oft stimmt die Hälfte – und der Rest ist das Verharren in Buckelstellung vor einem Regisseur, der gar nicht so großartig ist, wie man allgemein eben annimmt. Zu diesem Schluss kann man zumindest kommen, wenn man schon einige Werke von ihm betrachtet hat. Als einer der schwerwiegenden Kritikpunkte – und das gilt auch für “Vertigo” – kann eine Überkonstruiertheit und Künstlichkeit genannt werden. “Zufällig” passiert hier anscheinend wenig. Aber genau diese “Zufälle” braucht ein Film, um zu packen und überzeugen. Eine konstruierte Wendung hier und da vermag dies häufig nicht. Aber so schlimm, wie sich das hier womöglich liest, ist der Film gar nicht. Und er fängt auch gleich im vollen Galopp an. Polizist John “Scottie” Ferguson (James Stewart) verfolgt einen Verbrecher über die Dächer von San Francisco. Dumm nur, dass er unter Höhenangst leidet, was seinen Kollegen das Leben kostet und dem Verfolgten die Flucht ermöglicht. So wird der Dienst quittiert und die Zeit mit einer alten Bekannten totgeschlagen. Bis er eines Tages von einem alten Freund einen etwas seltsamen Auftrag erhält. Dessen Ehefrau soll beschattet werden, in der trauten Zweierbeziehung soll zwar alles in Ordnung sein, doch die Dame (Kim Novak) verhält sich recht komisch. Kurz gesagt: sie imitiert mit ihrem Gebaren und Äußeren eine andere Frau. Eine Frau, die aber schon viele, viele Jahre tot ist. Alfred Hitchcock war alles andere als ein Faulpelz, wenn es darum ging Filme abzudrehen, man mag fast schon von Fließbandproduktion sprechen. 53 Filme sind jedenfalls eine stolze Zahl. Doch, und hierin gleicht er einem Regisseur wie z.B. Claude Chabrol, täuschen die geniale Momente in seinen Werken oft nicht über eine gewisse Durchschnittlichkeit hinweg. Einfacher ausgedrückt. “Vertigo” hat viel Leerlauf – der Film müsste 30 Minuten kürzer sein. Hat andererseits aber auch die Augenblicke, die einem im Gedächtnis bleiben, gerade die Höhenangst ist perfekt dargestellt. Alles in allem bleibt man ein wenig ratlos zurück. Meisterwerk? Cineastischer Bullshit? Einigen wir uns in diesem Fall auf die goldene Mitte: Durchschnitt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Vertigo Land: USA Jahr: 1958 Regie: Alfred Hitchcock Darsteller: James Stewart, Kim Novak, Barbara Bel Geddes Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
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