Vampyr – Der Traum des Allan Grey
Moderne Vampire sind oft große Leidende, ob sie nun von ihrer eigenen Unsterblichkeit gequält werden oder einer unmöglichen Liebe. Anders in “Vampyr”, dem einzigen Horrorfilm der dänischen Regielegende Carl Theodor Dreyer. Hier sind die Blutsauger dämonische Wesen, die mit den Schatten hingerichteter Verbrecher im Bunde sind und deren einzige Absicht es ist, die Seelen ihrer Opfer in die ewige Verdammnis zu zerren. Das ist nicht nur näher am ursprünglichen Volksaberglauben, sondern in der Art und Weise der Umsetzung auch richtungsweisend für das gesamte Gruselkino. Seinen besonderen Reiz erhält der Film dadurch, dass er zur Zeit einer cineastischen Revolution entstanden ist, und zwar an der Schwelle des Umbruchs vom Stumm- zum Tonfilm. Das Schauspiel in “Vampyr” ist unübersehbar vom Stummfilm geprägt, auch sind die Dialoge und Toneffekte noch spärlich. Diese Mischung sorgt für eine gespenstische, entrückte Atmosphäre: “Vampyr” ist in einem Schwebezustand zwischen Wach- und Traumwelt angespiedelt. Es ist verblüffend, was Dreyer trotz seiner finanziellen Einschränkungen alleine durch Kamerafilter und seinen Einsatz von Licht und Schatten anstellt. Die Handlung, in der der Student Allen Grey ein Dorf von einer umhergeisternden Vampirin befreit, ist nebensächlich: “Vamypr” lebt allein von seinen Bildern. Dreyers Werk ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Doch eines steht fest: würde er heute leben und arbeiten, man hätte für Regisseure vom Schlage eines Lars von Trier wohl kaum mehr als ein mitleidiges Lächeln übrig.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Vampyr – Der Traum des Allan Grey Land: Frankreich, Deutschland Jahr: 1932 Regie: Carl Theodor Dreyer Darsteller: Julian West, Henriette Gerard, Jan Hieronimko, Rena Mandel, Sybille Schmitz Weitere Infos: IMDB, Amazon
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