Valhalla Rising
Nach dem reichlich bizarren Kriminellenporträt “Bronson” beweist Nicolas Winding Refn einmal mehr seinen Drang nach Neuem und legt mit “Valhalla Rising” den wohl ungewöhnlichsten Wikingerfilm überhaupt vor. Eine Minimalhandlung mit spärlichen Dialogen, grausam schöne Bilder, düstere Soundscapes, die Einteilung in sechs Kapitel sowie ein bedeutungsschwangeres Eingangszitat – keine Frage, dieser Film will eine Parabel sein. Fragt sich bloß, worauf. Wir sehen einen tattooübersäten, einäugen Krieger (Mads Mikkelsen), der wie ein Raubtier durch die menschenfeindliche Natur streift und dem 93 Minuten lang kein einziges Wort über die Lippen kommt. Er quält sich in viehischen Schaukämpfen, kann sich befreien, schließt sich christianisierten Nordmännern auf dem Weg ins Heilige Land an. Die landen nach einer tagelangen Nebelirrfahrt allerdings in Nordamerika. Doch der neue Kontinent ist auch nur eine weitere Hölle: die Expedition versinkt in einem Sumpf aus Blutrunst, Chaos und Wahnsinn. Am Ende opfert der Schlächter sein Leben, um das eines kleinen Jungen zu retten. Natürlich erinnert dieser rätselhafte Krieger erst einmal ein Odin: wie dieser ist er einäugig und mit seherischen Fähigkeiten begabt. Doch “Valhalla Rising” ist voll solcher Versatzstücke und bleibt inhaltlich sehr vage. Worum geht es hier? Das Ende der alten Götterwelt und den Aufstieg des Christentums? Einen nihilistischen Abgesang auf Sinn und Erlösung? Oder doch “nur” um den männlichen Macht- und Gewalttrieb, zumal Frauen hier lediglich in einer maximal zweisekündigen Einstellung zu sehen sind? Welcher Interpretation man auch folgen mag: der hynpotische Bilderrausch und die dunkel pulsierende Atmosphäre stehen klar im Vordergrund. Das macht aus “Valhalla Rising” einen interessanten experimentellen Historienfilm, der aber nicht alle Erwartungen erfüllt, die man in ihn setzt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Valhalla Rising Land: Dänemark, England Jahr: 2009 Regie: Nicolas Winding Refn Darsteller: Mads Mikkelsen, Gary Lewis, Ewan Stewart Weitere Infos: IMDB, Amazon
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