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Tore tanzt

Montag, 13. Oktober 2014 · Autor: Mr. J.

tore_tanzt_sceneLange schon hat man aus deutschen Landen auf einen Film wie “Tore tanzt” gewartet. Vielleicht hat es dafür wirklich eine Debütantin gebraucht, da den etablierten Regisseuren, Verzeihung, häufig die Eier für einen solchen Stoff fehlen. Mit einigermaßen hohem Risiko nimmt sich Katrin Gebbe eines Stoffs an, wie man im hiesigen Kino jedenfalls höchst selten zu sehen bekommt. Das liegt nicht an der Gewaltdarstellung, sondern vielmehr an der religiösen Dimension, speziell der christlichen, die der Film inne hat. Der Film handelt von Tore, richtig stark gespielt von Julius Feldmaier, einem Jesus-Freak, für den die Bibel die reine Wahrheit ist, Gott zu 100% existiert und das auch im Alltag. Man könnte auch sagen: er ist ein echter Gläubiger und kein halbgarer Ab-und-an-die-Kirchbank-Drücker. Tore landet über einen kleinen Umweg in der Gartenlaube von Benno – ebenfalls stark gespielt von Sascha Alexander Gersak – welcher dort mit seiner Frau und den beiden Kindern den Sommer über weilt. Da Tore anscheinend nicht zu seiner eigenen Familie gehen kann (Genaueres erfährt man dazu nicht) und die Kommune der Jesus-Freaks sich aufgelöst hat, beschließt er, sehr zur anfänglichen Freude von Benno, in der Laube zu bleiben. Das Zelt ist schnell im Garten aufgebaut und Arbeit gibt es in diesem Sommerdomizil ohnehin genug – warum also nicht? Was dann folgt, ist schwer zu erzählen und nachzuempfinden, denn mehr und mehr zeigt Benno eine äußerst sadistische Seite. Ob er nun von Tores sehr offensiv gelebtem Glauben allzu sehr heraus gefordert ist oder einfach nur so seiner bösen Natur folgt, spielt in gewisser Weise keine Rolle. Denn auf alles, was der Familienvater sich einfallen lässt (irgendwann schein er Tore nicht mehr als Mensch, sondern mehr als nützliches Ding anzusehen) antwortet Tore mit einem der größten der christlichen Gebote: mit dem der Nächstenliebe, und das in jeder Situation! “Tore tanzt” kann in einigen Dingen mit Fug und Recht als radikal angesehen werden. Im Besonderen deswegen, weil er eine angefangene Geschichte konsequent zu Ende erzählt. tore_tanzt_coverOhne hingewurschteltes Happy End. Ohne aufklärenden Twist, weder während der Handlung noch am Schluss. Ein erfrischend anderer Film, der noch rau und ungeschliffen wirkt. Wenn sich Gebbe diesen Mut bewahrt, dann könnte man von ihr noch einiges hören beziehungsweise sehen.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Tore tanzt Land: Deutschland Jahr: 2013 Regie: Katrin Gebbe Darsteller: Julius Feldmeier, Sascha Alexander Gersak, Annika Kuhl Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★☆☆☆ 

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