These Final Hours
Ein Meteor ist auf der Erde eingeschlagen und eine tödliche Feuerwalze breitet sich über den blauen Planeten aus und vernichtet alles, was ihr in den Weg kommt. Die Menschen im australischen Perth haben nur noch zwölf Stunden zu leben, bis auch sie das Ende der Welt erreicht. Inmitten der vorherrschenden Angst und Anarchie, will sich James (Nathan Phillips) den Weg zu einer letzten Party bahnen, doch dann trifft er auf die kleine Rose (Angourie Rice)…
Wieder einmal geht die Welt unter, doch abgesehen von der allerletzten Szene des Films, sieht man davon eigentlich nichts. Immer wiederkehrend ist die Stimme eines Radiomoderators als Voice-Over zu vernehmen, der den gegenwärtigen Stand der Dinge mitteilt, doch die bedrohliche Endzeitstimmung manifestiert sich vor allem und natürlich im menschlichen Handeln. Das macht das Setting zwar nicht zur einer neuen Erfahrung, im Gegenteil ist alles sehr bekannt aus unzähligen anderen Weltuntergangsszenarien, doch das Produktionsdesign, Effekte und Ton bringen die Verzweiflung dennoch auf den Punkt: Überall herrscht Chaos, stehen Autos verlassen oder brennend in der Gegend rum, steigen Rauchschwaden in der Entfernung auf, sind Schüsse zu hören. Leichen am Straßenrand oder auch aufgehängt an Straßenlaternen säumen den Weg und Graffitis vermitteln im Ausdruck von Ausweglosigkeit und Realisierung der Vergänglichkeit (”Earth was here”) eine gewisse Melancholie. Der bevorstehende Tod durch das Feuer wird stets nur symbolisch durch Aufnahmen der Sonne angedeutet, ein effizienter kleiner Kniff, der die Bedrohung auf latente Weise trotzdem allgegenwärtig macht.
Die Figuren indes reagieren verschiedenartig auf ihren Untergang: Manch eine genießt noch ein paar Zigaretten, etwas Wein und ein Puzzle, für andere gilt in den letzten Stunden die pure Gesetzeslosigkeit. In seinen stärksten Momenten reflektiert “These Final Hours” in seiner kurzen Laufzeit über moralische Zwiespältigkeiten der menschlichen Seele, richtige oder falsche Vorstellungen von Erlösung und überhaupt über die Sinnhaftigkeit von Anstand und Würde so kurz vor dem großen Nichts. In einer kurzen und doch ungemein packenden Episode bittet ein verzweifelter Polizist James, ihn und seine Kinder zu erschießen, um ihnen einen kurzen und schmerzlosen Tod zu ermöglichen. Als James jedoch ablehnt, ringt der Beamte ihm wenigstens eine Vergebung ab, ehe er seine Waffe durchlädt. Nichts weiter ist zu sehen und zu hören, doch der Gedanke lässt einen erschaudern. Eine religiöse Note bekommt der Film indes auf der Party, die James und Rose erreichen. Kurz zuvor haben sie sich darüber unterhalten, dass Gott einen Plan für alle bereit halte. Die letzte große Sause am Pool inszeniert Regisseur Zak Hilditch aber als die fleischgewordene Essenz menschlicher Verdorbenheit. Der Rausch und der in Orgien abgefeierte Sex prasseln auf die angewiderten Protagonisten ein, hier wird alle Scham abgelegt und sich vollends der Lust hingegeben. Mit der kleinen Rose inmitten der Partygemeinde und vor dem Hintergrund der Apokalypse, bekommt das bunte Treiben eine bedauernswerte Note. Dies ist eine Miniatur der Menschheit als modernes Sodom und Gomorra, über die das Urteil der Vernichtung nicht früh genug kommen kann.
Die Party-Episode offenbart aber leider auch eine der größten Schwächen des Films. Bei der Laufzeit von weniger als 90 Minuten, bleiben alle Figuren erwartungsgemäß ziemlich unterentwickelt, die nur leidlich über ihre skizzenhafte Charakterisierung hinaus kommen. Viele Handlungen und Sätze sind vorhersehbar und Gastgeber Freddy (Daniel Henshall) und Vicky (Kathryn Beck), eine von zwei Freundinnen von James, geraten sogar zu regelrechten Karikaturen und nerven in ihren Szenen gehörig. Und auch das Ende der Reise von James und Rose läuft den eigenen Erwartungen zuwider, ohne dass die Alternative wirklich zufriedenstellend wäre. Doch eines muss man Hilditch lassen. Was ihm vielleicht beim Entwerfen und Schreiben der Figuren abhanden geht, macht er handwerklich mehr als wett. Schon zu Beginn legt er mit einer rasant geschnittenen Montage-Sequenz (die man dramaturgisch eher in der Mitte oder am Ende vermuten würde) vor und legt die Prämisse fest und auch über die gesamte Restzeit überzeugt er mit zahlreichen stimmig kadrierten Bildern und feinen Kamerabewegungen.
So bleibt am Ende ein visuell wirklich ansprechend inszenierter Film, der seiner an und für sich angestaubten Idee doch einige interessante Gedanken abgewinnen kann, dessen Figuren jedoch meist blass bleiben.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: These Final Hours Land: Australien Jahr: 2013 Regie: Zak Hilditch Darsteller: Sarah Snook, Jessica De Gouw, Nathan Phillips, David Field Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
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