The Accountant
Ach, wie ist das schön. Kein Mensch ist wie der andere. Jeder hat seine Eigenheiten und kann diese, sofern es die Gesellschaft zulässt oder eine starke Lobby dahinter steht, ausleben. Höchstens Kannibalen ziehen bei diesem Festival der menschlichen Möglichkeiten noch den Kürzeren. Aber Geduld. Die Zeit mag zwar nicht alle Wunden heilen, aber sie bringt irgendwann jedweden Bullshit zur Salon-Fähigkeit. In “The Accountant” ist die Hauptperson Autist. Autismus – das ist das, von dem jeder irgendwie eine vage Ahnung, aber im Grunde keiner einen rechten Plan hat. Ist ja auch nicht gerade unkomplex, die Sache. Aber man weiß: Autist… der kann was! Zumindest wird dieses Bild gerne in Filmen verbreitet. Womit wir bei der Hauptperson von “The Accountant” sind. Christian Wolff (Ben Affleck) ist ein Buchmacher, der für die Unterwelt arbeitet. Da geben sich in der kleinen Scheinfirma die weltweiten Größen die Klinke in die Hand, wohlwissend, dass Wolff zwar blendend mit Zahlen, aber weniger mit Menschen umgehen kann. Zum Pech erfährt man durch Rückblenden aus Kindheitstagen, wie Christian ein Stück weit zu dem wurde, was er eben ist. Sein Autismus sei hier mal außen vor. Weil er den eben hat wie er eine Nase oder Ohren besitzt. Oje, und wie war es alles nicht einfach – streng, strenger, Christians Vater! Aber durch militärischen Drill – praktischerweise ist der Großkampfmeister für diverse Übungen immer gleich ums Eck – lässt Vater Wolff seinen Söhnen die Härte zukommen, die sie angeblich fürs Leben brauchen. Und dann geht es also weiter mit der Handlung. Christian soll eine Finanzlücke in einer großen Firma entdecken, was er auch tut, und bringt damit einige Leute gegen sich auf, die ihm an die Haut wollen. Aber hey, man ist ja ausgebildet und so kann aus dem bebrillten Rechenjongleur locker leicht ein perfekt kämpfender Tötungsroboter werden. Dem ersten Drittel des Film von Gavin O’Connor kann man durchaus etwas abgewinnen. Affleck passt in die Rolle, der Plot lässt sich gut ertragen und lädt zum Weiterschauen ein. An diesem Punkt verließen den Regisseur dann zwei Dinge: erstens der Mut und zweitens sinnvolle Ideen. Denn plötzlich passt gar nichts mehr zusammen. Vielmehr findet man sich in einem wilden Puzzlespiel wieder, bei dem ein Teil an das andere gelegt wird – ob sie passen oder sich dadurch ein stimmiges Gesamtbild ergibt, scheint egal zu sein. Jedwede Absurdität schein willkommen zu sein. Kurzum schießt der Regisseur mit den letzten beiden Dritteln den Vogel ab, was, je näher das Ende kommt, zu einer wirklichen Qual wird. Dass “The Accountant” insgesamt viel zu lange geht spielt nur noch insofern eine Rolle als man, egal wo man diesen Film anschaut, nur noch schnell von diesem bösen Ort weg möchte.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: The Accountant Land: USA Jahr: 2016 Regie: Gavin O’Connor Darsteller: Ben Affleck, Anna Kendrick, J.K. Simmons Weitere Infos: IMDB, Amazon
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