Taxidermia
Taxidermia ist ein äußerst grotesker und phasenweise auch ziemlich ekelhafter Streifen des ungarischen Regisseurs Pálfi. Was der mit seinem Film denn nun aussagen möchte, ist schwer zu beschreiben. Sicher und eindeutig ist der rote Faden, der lose 3 Generationen einer einzigartigen Familie verbindet. Seinen Ursprung hat der Clan im sexsüchtigen Soldat Vendel, der alles besteigt, was nicht rechtzeitig in Deckung geht. Bei einem dieser “Abenteuer” zeugt er Nachwuchs mit einer Schweinehälfte, die zufällig in der Gegend herum liegt und sich als Abnehmer diverser Körperflüssigkeiten anbietet. Wissenschaftlich wird wohl nur schwer nachzuvollziehen sein, wie dadurch Kinder entstehen sollen, aber es ist eben geschehen. Der Nachwuchs geht einem ganz ausgefallenen Job nach und verdient sich seinen Lebensunterhalt bei professionellen Wettessen. Da wird gefressen und verschlungen, anders kann man es nicht schreiben, was vor die Nase gesetzt wird, um anschließend alles wieder auszukotzen. Schlecht ist die Sippe bei diesem “Sport” nicht und wenn der hundsgemeine Kreuzschluck (eine besondere Schlucktechnik) angewandt wird, hat der Gegner häufig das Nachsehen. Umso enttäuschender, dass die folgende Generation keine Interesse an derlei sportlichen Aktivitäten hat und sich lieber der Taxidermie widmet, dem Ausstopfen und Präparieren von Tieren und allerlei mehr. Wer glaubt, schon alles gesehen zu haben, wird mit diesem Film eines besseren belehrt. Fasziniert schaut man hin – ob man will oder nicht – und staunt immer wieder darüber, wie geschickt der Regisseur bunte Ideen mit frischen Bildern zu kombinieren weiß.
Von einer guten Portion staubiger sowjetischer Patina überzogen, spannt “Taxidermia” den Bogen von rabenschwarzem Komödie, über Drama, Liebesgeschichte bis hin zu Horror – ein Werk, das die Grenzen gängiger Erzählmuster sprengt und keinen Deut auf Konventionen gibt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Taxidermia Land: Ungarn, Österreich, Frankreich Jahr: 2006 Regie: György Pálfi Darsteller: Csaba Czene, Gergely Trócsányi, Marc Bischoff Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kommentar zu diesem Beitrag