Straße ohne Namen
“Organized gangsterism is once returning! A new type of gangsterism, combining the ruthlessness of the prohibition era mobster with the scientific tactics and strategy used by the underground in World War II”. Drastische Zeiten erfordern entschiedene Maßnahmen: nicht von ungefähr wendet sich im Vorspann kein Geringerer als FBI-Gründer J. Edgar Hoover mit einem Weckruf an die Öffentlichkeit. Diese behördentreue Linie zieht William Keighley in seinem auf Film noir gestylten, semi-dokumentarischen Propagandawerk konsequent durch. Eine schnarrende Kommentatorenstimme schürt Ängste vor dem Verbrechen, das in der “Straße ohne Namen” grassiert, was natürlich nichts anderes heißt als: in jeder Straße Amerikas. Den Wucherungen des Bösen wird – untermalt mit beschwingter Marschmusik – die straffe Organisation der Gesetzeshüter gegenübergestellt. Fast schon pedantisch werden Ämter, Dienstgrade, technische Gerätschaften und Zuständigkeitsbereiche aufgezählt. Die Botschaft: fürchtet euch nicht, wir haben alles unter Kontrolle! Das Wort “Mafia” fällt in diesem Streifen – der ja gerade das organisierte Verbrechen ins Visier nimmt – übrigens kein einziges Mal. Kein Wunder, leugnete Hoover doch noch in den 60er Jahren (!) die bloße Existenz eines landesweit operierenden Gangstersyndikats. Rücklickend macht das aus “Straße ohne Namen” einen sehr naiven Film, der in selbstgefälliger Pose beispielhaft demonstriert, wie das FBI in der Phantasiestadt “Center City” streng nach Schulbuch eine Räuberbande aushebt. Dazu wird der Jahrgangsbeste der FBI-Akademie – vor Treue, Mut und Rechtschaffenheit selbstredend nur so strotzend – als Undercover-Agent in die Kreise des smarten Gangsters Alec Stiles (Richard Widmark) eingeschleust. Unter Zuhilfenahme neuester Technik und in ständigem Kontakt mit den Kollegen, 
dauert es natürlich nicht lange, bis die Operation von Erfolg gekrönt wird. Am Ende bricht der bürokratisch anmutende Streifen plötzlich doch mit seinen eigenen Prinzipien: man fackelt nicht lange und schießt das Verbrecherpack einfach
gnadenlos über den Haufen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: The Street with No Name Land: USA Jahr: 1948 Regie: William Keighley Darsteller: Mark Stevens, Richard Widmark, Lloyd Nolan Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kein Kommentar
Kommentar zu diesem Beitrag