Stranger Than Paradise
Wirklich viel an Story gibt es in diesem Film von Jim Jarmusch nüchtern betrachtet nicht. Oder anders gesagt: man merkt, dass der Regisseur den Stoff eigentlich bzw. zuvor schon als Kurzfilm konzipiert hatte. Die Auswirkung davon ist, dass einiges sehr gedehnt, fast schon überflüssig wirkt. Auch schon in diesem frühen Werk von 1984 lassen sich schon deutlich die Stärken und Schwächen von Jarmusch herauslesen: hier die starken Bilder, da die eher dürftigen Dialoge. Jarmusch spricht definitiv eher durch seine Bilder und die damit generierten Stimmungen als durch die Münder seiner Protagonisten. Das kann perfekt werden wie bei “Dead Man” oder eher zäh, wenn auch nicht schlecht, wie bei “Stranger Than Paradise”. Hier bekommt der gebürtige Ungar Willie, der sich mit Sportwetten und solchen Dingen über Wasser hält, in seiner sehr einfachen Wohnung in New York Besuch von seiner Cousine Eva. Diese soll zwar nur für ein paar Tage bleiben, was Willie aber eigentlich schon zu viel ist. Diese Begebenheit stellt den ersten Teil des in drei Kapiteln unterteilten Films dar. Das nächste Mal sieht man sich ein Jahr später in Cleveland. Willie und sein Kumpel mussten und wollten einmal Abstand zu New York bekommen und besuchen Eva in Cleveland. Von dort aus geht es dann im dritten Kapitel gemeinsam nach Florida. Viel erleben die drei eigentlich überhaupt nicht: man existiert, redet ab und an und wenn geredet wird, dann meist über Belangloses. Was alle drei Städte vereint, ist das triste, trostlose Gewand in das Jarmusch sie kleidet. Der morbide, konzentrierte Eindruck wird durch die sehr stylischen, mal über-, mal unterbelichteten Schwarz-Weiß-Bilder noch verstärkt. Was ist aber das Wesentliche, auf das der Regisseur den Blick fokussieren möchte, das Bindende der drei Städte und Hauptdarsteller? Vielleicht ja dass: man ist da, existiert, frisst, schläft und versucht dem Leben ein paar Dollar abzuluchsen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Stranger Than Paradise Land: USA, Deutschland Jahr: 1984 Regie: Jim Jarmusch Darsteller: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson Weitere Infos: IMDB, Amazon
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