Stille Tage in Clichy
Nun, die Tage in Clichy könnten wirklich kaum stiller sein. Zwei Freunde teilen sich eine kleine, schmierige Wohnung und verleben den Tag in Fress- und Sexaktivitäten. Ab und an wird das ganze mit mal mehr, mal weniger sinnvollem philosophischem Gerede garniert. So etwas kann, muss aber nicht spannend sein. In diesem Fall trifft leider letzteres zu. Was in Henry Millers Romanvorlage, an der sich diese stilistisch reduzierte Schwarzweiß-Verfilmung von Jens Jørgen Thorsen orientiert, noch zu funktionieren scheint, unterfordert den geneigten Liebhaber kontroverser Filmkunst dann doch enorm. Einmal mehr zeigt sich: Film und Buch gehen nur in seltenen Glücksfällen gut zusammen. Das geschriebene Wort lässt der Phantasie ihren Spielraum – mit den bewegten Bildern verliert vieles an Wirkung, zumal im Bereich des Sexuellen. Wirklich faszinierend und irgendwo auch unglaubwürdig ist hier allein die Tatsache, dass zwei derart hässliche Männer (wie es die Hauptdarsteller nun mal sind) so viele hübsch anzusehende Frauen um den Finger wickeln können. “Es war die Zeit, wo Möse in der Luft lag”, so beschreibt einer der Protagonisten die ausschweifenden Tage des Müßiggangs. Im Hinblick auf diesen Film liegen allerdings ganz andere Dinge in der Luft: der Mief eines kalkulierten Skandals zum Beispiel.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Stille dage i Clichy Land: Dänemark Jahr: 1970 Regie: Jens Jørgen Thorsen Darsteller: Paul Valjean, Wayne Rodda, Ulla Lemvigh-Müller Weitere Infos: IMDB, Amazon
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