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Serpico

Mittwoch, 22. Februar 2017 · Autor: Mr. J.

serpico_sceneMan stelle sich einen riesigen miefenden Sumpf vor. Unlauteres Getier treibt sein Unwesen, Mücken und Moskitos saugen unschuldige Opfer aus und der Geruch von Fäulnis und Vergänglichem liegt in der Luft. Nun stelle man sich weiter vor, dass dieser Sumpf nicht irgendwo in der menschenleeren Natur liegt, sondern in einer riesigen Metropole wie New York City. Der Stadt also, die niemals schläft und die gerne auch als enthemmter Moloch herhalten muss, wenn es im Film um die Darstellung von Verkommenheit geht. Durch diesen morastigen Sumpf kämpft sich als strahlender Gegenpol ein einsamer Held. Ein Held? Oder doch einfach ein Mensch, der sich nicht mit den Gegebenheiten abfinden möchte? Und was ist Frank Serpico (Al Pacino) doch für ein Überzeugungstäter, als er mit dem Polizeidienst beginnt. Da kann man Menschen helfen, den Schwachen vor den Starken schützen – oder man macht es eben so wie die allermeisten seiner Kollegen und hält die Hand auf. Der New Yorker Polizeibetreib ist so gut geschmiert, das man es kaum glauben kann. Fast kann man sich als Beamter nicht mehr auf den Beinen halten, so gleitet man auf den Geldscheinen durch die Straßen. Erklärter Feind ist in so einem “Konglomerat der Ungerechtigkeit” derjenige, der sich eben nicht schmieren lässt. In diesem Fall: Serpico. Sein Problem: herauszufinden, wer Freund und wer Feind ist und wer vor allem auch in den schwersten Stürmen zu einem hält. Das sind im Zweifelsfall nicht mehr als eine Handvoll, was auch daran liegt, dass sich die Misere bis in die allerhöchsten Kreise zieht. Mit “Serpico” gelingt Sidney Lumet (”The Verdict”, “Hundstage”) eine sehenswerte Milieustudie. Das New York der 70er ist kulissentechnisch ein Gewinn. Dreckiger als heute, die Leute den bestimmten Ticken abgefuckter, nicht umsonst hatte die Stadt einmal einen miesen Ruf weg. Also der Film hat Stimmung, mit Al Pacino den perfekt besetzten Hauptdarsteller und ein spannendes Thema. Warum das Ganze einen dennoch nicht völlig umhaut, ist da gar nicht so leicht zu beantworten. Versuchsweise könnte man es an zwei Punkten festmachen. Erstens fehlt ein wirklicher Spannungsbogen, serpico_coverzweitens hätten die Charaktere komplexer bzw. tiefgehender ausgearbeitet werden können, in dieser Form dringt man nicht gänzlich zu Ihnen vor. Aber insgesamt ist das in diesem Fall Jammern auf hohem Niveau. Also: Hinsetzen. Anschauen und Filmkunst aus vergangenen Tagen genießen.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Serpico Land: Italien, USA Jahr: 1973 Regie: Sidney Lumet Darsteller: Al Pacino, John Randolph, Jack Kehoe Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★☆☆☆ 

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