Ravenous
Ein Western für Feinschmecker: in einem abgelegenen, von nur sieben Soldaten pflichtschuldig bewachten Fort in der Sierra Nevada taucht eines Abends ein halb erfrorener und verhungerter Mann auf, der sich als Prediger Colqhoun vorstellt. Doch der Gottesmann ist gar keiner – und er ist auch nicht auf der Suche nach dem Seelenheil, sondern nach Menschenfleisch. Was sich von der Handlung her stark nach einem Splattermovie aus den untersten Regalreihen anhört, ist in Wirklichkeit ein herrlich grotesker Westernthriller mit Starbesetzung. Guy Pearce ist John Boyd, ein schlaffer Captain, der sich im Bürgerkrieg vor allem durch ein Übermaß an Feigheit auszeichnet und als Dank dafür in die Einöde abkommandiert wird. Ausgerechnet er wird zum Gegenspieler des dämonisch kichernden Kannibalen (Robert Carlyle), der überdies schon bald Verstärkung bekommt. Denn wer einmal Mensch genascht hat, der kann nicht mehr davon lassen – in diesem Punkt steht „Ravenous“ klar in der Tradition des Vampirfilms. Der bizarre Kampf ums Fressen oder Gefressenwerden gipfelt schließlich in einem völlig wahnwitzigen Duell, bei dem die Kontrahenten minutenlang mit allem aufeinander losgehen, was nicht niet- und nagelfest ist.
„Ravenous“ ist gerade deshalb so gut, weil er sich einen Dreck darum kümmert, was man als Zuschauer intuitiv mit dem so genannten Wilden Westen auf der Leinwand in Verbindung bringt. Und mit den Kompositionen von Michael Nyman und Damon Albarn (Blur, Gorillaz) hat man der blutigen Schlemmerei obendrein noch einen richtig starken Score verpasst.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Ravenous Land: Tschechien, England, USA Jahr: 1999 Regie: Antonia Bird Darsteller: Guy Pearce, Robert Carlyle, David Arquette, Jeffrey Jones Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Toller düster atmosphärischer Film der bis zum Schluss spannend ist. Soundtrack hat seinen Anteil daran.
Erfrischend anders.
… deswegen ist es auch absolut unverständlich, dass der Film bei metacritic.com nur bei 45/100 Punkten steht.
“In concept alone, Ravenous is anything but appetizing, but in execution it’s worse than you’d imagine.” (San Francisco Chronicle) … alles klar!