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R

Donnerstag, 4. Februar 2016 · Autor: Mr. J.

r_sceneDer Gang ins Gefängnis ist früher wie heute kein einfacher und ein Gefühl der Routine will sich wohl auch bei den ganz harten Jungs – Kaliber: Dauergast – nicht einstellen. Wie fühlt man sich da aber erst ganz ohne Knasterfahrung? Wohl wissend, dass man die ganz eigenen Regeln an diesem Ort nicht kennt und vielleicht auch gar nicht nach diesen spielen will – und trotzdem 2 Jahre absitzen muss? Wofür Rune (Johan Philip Asbaek) einsitzt, erfährt man nicht. Nur dass er in den Trakt mit den “Raubeinen” muss. In dem dänischen Staatsgefängnis, in dem dieser Film spielt, wird noch fein säuberlich nach Ethnien getrennt. Auf dem einen Stockwerk die Dänen und auf dem anderen die Arabischstämmigen. Besser für den Frieden wird es wohl sein und Geschäfte lassen sich ja auch ohne tiefergehende Freundschaften erledigen. Kaum ist Rune angekommen, muss er gleich einen dieser “Anderen” vermöbeln – und das nicht zu knapp. Viel Respekt bringt ihm das nicht ein und so ist er immer noch der Spucknapf und Latrinenreiniger für den Rest. Aber wie schon geschrieben, gelten im Gefängnis ganz eigene Regeln und wenn es dem Boss der Blocks gefällt, kann man durchaus mit Annehmlichkeiten wie einer besseren Zelle oder Teilhabe am sozialen Leben auf dem Stockwerk rechnen. Die ersten Ruhmesblätter erntet Rune, indem er ein simples, aber effektives System entwickelt, um eingeschmuggelten Stoff vom einen Stock zum anderen zu transportieren. Das bringt allen, was sie wollen. Den Dänen das Geld, den Arabern die Drogen. Dumm nur, dass Rune mit seinem Geld und irgendwo auch mit seinem Leben dafür gebürgt hat, dass die Sache läuft. Und als dann mal die Kohle ausbleibt, geht es für den Kerl, der sich ohnehin schon in der Hölle befunden hat, weiter hinab in den nächsten Kreis. Dem Regieduo Tobias Lindholm und Michael Noer ist mit “R” ein tiefschwarzes und äußerst pessimistisches Gefängnisdrama gelungen, das vielleicht aber genau deshalb sehr realistisch wirkt. Wie ein Vampir das Blut aus seinem Opfer, so haben die beiden Regisseure das Leben aus ihrem Film gesaugt – im postiven Sinn. Die Farben sind blass. Beim täglichen Hofgang regnet es kalt. Und wenn man gerade denkt, dass es aufwärts gehen könnte, belehrt einen der minimalistisch gehaltene Score eines Besseren. Ein sehr starker Beitrag zu diesem Thema, r_coverbei dem nach den Dogma 95-Regeln gearbeitet wurde und bei dem der Cast bis auf den Hauptdarsteller komplett aus Laiendarstellern besteht. Passenderweise alles Ex-Häftlinge oder Ex-Wächter – sehr viel authentischer geht es dann vermutlich nicht.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: R Land: Dänemark Jahr: 2010 Regie: Tobias Lindholm, Michael Noer Darsteller: Pilou Asbæk, Dulfi Al-Jabouri, Roland Møller Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★☆☆☆ 

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