Pieta
Jenseits der Glitzerfassade von Seoul befinden sich in einem Altstadtviertel kleine Geschäfte und Werkstätten. Ganz offensichtlich hat das Wohnrevier die besten Tage schon hinter sich und jene, die noch da sind, kommen kaum über die Runden geschweige denn haben eine Aussicht darauf von hier wegzuziehen. Zu viel bindet sie an diesen Ort oder es fehlt einfach das Geld oder eine Vision über die Hobelbank hinweg. Als klassische Verlierer kann man die Leute hier eigentlich nicht bezeichnen. Eher schon als solche, die im entscheidenden Moment nicht schnell genug auf den Wandel reagiert haben. Allem Übel zum Trotz kann man aber auch so überleben – man darf nur nicht ernsthaft krank werden und schon gar nicht Schulden machen. Aber genau das mit den Schulden passiert eben allzu leicht, wenn man nicht viel hat und sich mal etwas gönnen will oder eine Investition tätigt. Da kreist dann nicht nur der Pleitegeier über den Köpfen, es schwimmen auch die Kredithaie durch die verwinkelten Gassen, immer auf der Suche nach dem nächsten Opfer, dem man geradezu perverse Zinsen abverlangen kann. Wohl dem, der zurückzahlen kann. Ansonsten bekommt es mit dem recht humorlosen Knochenbrecher Kang-do zu tun. Dieser führt ein recht einfach gehaltenes Leben. Aufstehen. Essen. Ab und zu den Schuldnern das Geld abkassieren. Eines Tages tritt aber eine Frau in sein Leben, die sich als seine Mutter ausgibt – ohne dafür 100%ige Beweise vorlegen zu können. Aber die Frau will Kang-do als Sohn und dieser braucht scheinbar die Mutter, die er bis dato lange Zeit nicht hatte. Neben dem gegenseitigen Zutrauen erwächst aber auch die Abscheu vor dem Job, den man hier täglich ausführt. Der südkoreanische Regisseur Kim Ki-duk legt mit “Pieta” nichts Geringeres vor als den Gewinnerfilm 2012 aus Venedig. Das war für diesen Film definitiv zu viel der Ehre. Denn der Plot will nicht ins Rollen kommen. Hier und da poppt dann so etwas wie Kapitalismuskritik auf – gewollt oder ungewollt? Wer weiß. Ein Mutter-Sohn-Drama, garniert mit expliziten Szenen, was die Gewaltdarstellung angeht. Oh Film, was möchtest du sein? Arthausschock, grieseliges, planloses Regisseurs-Hirngespinst? “Pieta” ist kein totaler Ausfall, einzelne Sequenzen wissen zu gefallen. Nur als Gesamtwerk entpuppt sich das Gezeigte als zu simpel, wenig strukturiert und wenig überraschend.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Pieta Land: Südkorea Jahr: 2012 Regie: Ki-duk Kim Darsteller: Min-soo Jo, Jung-Jin Lee, Ki-Hong Woo Weitere Infos: IMDB, Amazon
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