Paisà
1943 war mit der Invasion von Sizilien durch die Alliierten der 2. Weltkrieg für Italien praktisch endgültig gelaufen. Befreit war das Land allein dadurch natürlich noch nicht, zumal vor allem die stationierten deutschen Truppen bei ihrem kämpfenden Rückzug den ganzen Stiefel gen Norden hoch erbitterten Widerstand leisteten. Aber die Alliierten waren nicht alleine. Italienische Partisanenverbände, die die Umgebung bestens kannten, waren nützliche Mitstreiter, was viele mit ihrem Leben bezahlten. In diese letzten Kriegswochen stürzt sich Roberto Rossellini mit einem aus sechs Episoden bestehenden Film “Paisà”. Um die einzelnen Erzählungen, die ohnehin schon allesamt ziemlich realistisch wirken, mit noch mehr Authentizität auszustatten, beginnt jede der Geschichten mit Originalmaterial aus der Wochenschau. Mit jeder Episode wandert man quasi an der Seite der Alliierten und ihrer Begleiter immer weiter nach Norditalien. Dabei versucht Rossellini das Geschehen so facettenreich wie möglich zu schildern. Mal werden die Ereignisse aus Sicht von Militärs gezeigt, dann wieder aus dem Blickwinkel der Partisanen, nur um kurz darauf hinter Klostermauern zu verschwinden und den Überlebenskampf der Leute in Rom zeigen. Man kann es nicht oft genug betonen, aber so ungeschönt wie ein Rossellini, oder wie die anderen Regisseure des Neorealismus heißen mögen, zum gesunden Verarbeiten des 2. Weltkriegs beigetragen haben, ist beispielhaft. Aber genau so wird es gemacht: wenn die Wunden noch frisch sind – und das waren sie 1946 definitiv noch – müssen sie erst gründlich gereinigt und von jedwedem Schmutz befreit werden, damit eine Heilung stattfinden kann. In diesem Sinne ist “Paisà” ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kunst, und seien ihre Möglichkeiten noch so beschränkt, wirklich dazu beitragen kann, die eigene Geschichte aufzuarbeiten.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Paisà Land: Italien Jahr: 1946 Regie: Roberto Rossellini Darsteller: Carmela Sazio, Gar Moore, William Tubbs Weitere Infos: IMDB, Amazon
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