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Nagel im Stiefel

Donnerstag, 19. Juni 2014 · Autor: Mr. J.

nagel_im_stiefel_sceneIn Windeseile peitscht der schwer gepanzerte Zug durch feindliches Gebiet. Durch weite, offene Ebenen, die keinen Schutz bieten und ihn zu einem dankbaren Ziel für die feindlichen Geschosse macht. Tarnung bietet lediglich eine mit hektischen Hand-und Armbewegungen vorangetriebene Draisine, die mit massig Räucherwerk bestückt den nacheilenden Zug regelrecht einnebelt. Allen Bemühungen zum Trotz greift der Feind dennoch an, zerschießt die Bahnstrecke vor und hinter dem Zug und setzt diesen damit fest. So bringt sich das stählerne, vor Waffen starrende Ungetüm in Kampfesposition und feuert mit allem was es hat. Schnittfolge: Griff ins Munitionsdepot. Öffnen der Kanonenluke. Abfeuern der Munition. Schnell ist dieser Rhythmus. Viele der Geschosse gehen dabei drauf und bringen nicht das gewünschte Ergebnis. Kurz vor dem Zuneigegehen des Vorrats wird im Zug die folgenschwere Entscheidung getroffen, Hilfe zu hohlen. Da die Telefonverbindung schon lange gekappt ist, müssen notgedrungen Freiwillige ihren Kopf hinhalten. Kurz gesagt: einer überlebt sogar – nur um dann nach einer strapaziösen Flucht zur Anklage vor ein seltsam anmutendes Gremium gezerrt zu werden. Die Kampfszenen, die Michail Kalatozov hier inszeniert, die verbissenen Gesichter, die klaren Schwarzweißbilder, die nichts von ihrer Wirkung verloren haben, erheben dieses 1931 entstandene Werk in eine ganz eigene Schublade des Stummfilms. In dieser wird experimentiert und ausprobiert, bis die Filmkamera zu glühen beginnt. Aber genau dieser Umstand verschafft – man möchte fast schon sagen sichert – nagel_im_stiefel_coverdieser Art von Film das Überleben in den unendlichen Weiten des Filmuniversums. Man bekommt einfach etwas zu sehen, was und auch wie man es zuvor noch nicht gesehen hat – mindestens sehr selten. Umso mehr verwundert es ein wenig, das Kalatozov die finale Gerichtsverhandlung recht klassisch darstellt, was den positiven Gesamteindruck leider etwas schmälert.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Lursmani cheqmashi Land: Sowjetunion Jahr: 1931 Regie: Michail Kalatozov Weitere Infos: IMDB

Redaktion:
★★★★★★★☆☆☆ 

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