Nackt
Johnny (David Thewlis) sieht zu, dass er seine Beine in die Hand nimmt, als er in Manchester eine Frau allzu ruppig anfasst. In London, dem Ziel seiner Flucht, nistet er sich gleich bei seiner Ex-Freundin ein, ohne dass diese eine große Wahl hätte. Johnny würde ohnehin einen Dreck darauf geben, weil er grundsätzlich das macht, worauf er gerade Lust hat. Meist kommentiert er seine Aktionen mit bissigen, verletzenden Bemerkungen, die seine Mitmenschen oft alt aussehen lassen. So zieht er plan- und ziellos durch das nächtliche London, durch exzessiven Alkoholkonsum den ganzen Film über dauerbenebelt und ohne jede Aussicht auf eine halbwegs vernünftige Zukunft. Man kann Mike Leighs “Nackt” wohl ohne Umschweife zu den besseren Dramen des britischen Kinos zählen. Thewlis spielt den miefigen Misantrophen, der auf seiner Tour kurioserweise noch abgestürztere Existenzen trifft, als er selbst eine ist, unheimlich überzeugend und wurde dafür 1993 in Cannes sogar als bester Darsteller geehrt. Die von tiefer Hoffnungslosigkeit geprägten Bilder, die der Regisseur hier so exzellent einfängt, werden von einem zeitlosen, wie angegossen passenden Score noch verstärkt. Getrübt wird der positive Gesamteindruck nur dadurch, dass sich einige kleinere Längen eingeschlichen haben.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Naked Land: England Jahr: 1993 Regie: Mike Leigh Darsteller: David Thewlis, Lesley Sharp, Katrin Cartlidge Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kommentar zu diesem Beitrag
Kommentare abonnieren