Milano Kaliber 9
Der erste Teil von Fernando Di Leos “Milieu-Trilogie” ist ein dreckiger kleiner Unterweltfilm, der mit der lombardischen Metropole zwar eine ziemlich triste Kulisse, dafür aber umso buntere Figuren vorzuweisen hat. Im Zentrum des Geschehens stehen zwei Verbrechertypen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Rocco Musco heißt der eine, ein wild gestikulierender, schwitziger Schläger, den Mario Adorf mit großer impulsiver Wucht und immer hart an der Grenze zur Karikatur spielt. Ugo Piazza der andere, verkörpert vom großartigen Gastone Moschin: ein undurchschaubarer, wortkarger, stoisch ruhiger Ex-Knacki mit einem Gesicht wie aus Stein. Es geht um 300.000 Dollar, die Begehrlichkeiten wecken und die Gangster bis auf’s Blut gegeneinander aufstacheln, um Verrat, Gier, falsche Liebe und zum Scheitern verurteilte Träume. Klassische Themen des Film noir also, die der Regisseur etwas unbeholfen zu politisieren versucht, indem er die ermittelnden Beamten (Frank Wolff & Luigi Pistilli) immer wieder über das Wesen von Recht und Gerechtigkeit diskutieren lässt. Diese Szenen wirken etwas aufgesetzt und isoliert, doch davon abgesehen ist “Milano Kaliber 9″ eine zwar nicht übermäßig spannende, aber stark besetzte und absolut sehenswerte kleine Perle aus der großen Zeit des italienischen Genrekinos.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Milano calibro 9 Land: Italien Jahr: 1972 Regie: Fernando Di Leo Darsteller: Gastone Moschin, Barbara Bouchet, Mario Adorf, Luigi Pistilli, Frank Wolff Weitere Infos: IMDB, Amazon
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