Mary: This Is My Blood
Die Religion lässt ihn nicht los: in “Mary” befasst sich Abel Ferrara mit der Ambivalenz des Glaubens in modernen Zeiten. In drei geschickt miteinander verknüpften Episoden rund um die Dreharbeiten eines Jesusfilms bewegen sich seine Figuren im Spannungsfeld von Mystik, Sühnetheologie und religiöser Kommerzialisierung. Es ist nach “Bad Lieutenant”, “Dangerous Game” und “Das Begräbnis” ein düsteres, gekonnt fotografiertes Werk geworden, wieder einmal. Und ein Schauspielerfilm: Heather Graham, Matthew Modine und die geballte Oscar-Prominenz von Forest Withaker, Juliette Binoche und Marion Cottilard heben “Mary” darstellerisch auf ein ganz eigenes Level. Nicht zuletzt kommentiert Ferrara hier natürlich auch das große mediale Getöse um Mel Gibsons vieldiskutierten Passionsfilm. In einer Szene durchsuchen nach einer Bombendrohung Spezialeinheiten einen Kinosaal, während über ihren Häuptern Bibelszenen über die Leinwand flackern – solche ungewöhnlichen Momente sind es, die Ferraras Film ausmachen. Der durchaus auch Schwächen hat: die ein oder andere dramatische Überspitzung weniger hätte sicher nicht geschadet, auch wird nicht ganz klar, warum sich Ferrara so auf die Figur der Maria Magdalena und das ihr zugeschriebene gnostische Evangelium konzentriert. Trotzdem: ein stilistisch eigenständiger, unaufgeregter Film von einem altersgereiften Filmemacher, der dafür 2005 in Venedig sogar den Spezialpreis der Jury bekam.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Mary Land: Italien, Frankreich, USA Jahr: 2005 Regie: Abel Ferrara Darsteller: Forest Withaker, Juliette Binoche und Marion Cottilard, Heather Graham, Matthew Modine Weitere Infos: IMDB, Amazon
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