Malastrana
Die 70er Jahre sind, ganzheitlich und im Vergleich gesehen, sicherlich nicht das Jubeljahrzehnt, in dem die ganz großen Hämmer den Weg ins Kino gefunden haben. Ausnahmen und Überraschungen gibt es natürlich immer, es wurden nun mal schier unendlich viele Filme abgedreht. “Malastrana”, 1971 unter der Regie von Aldo Lado entstanden, dürfte eine dieser Perlen sein, die einen angenehm überraschen. Mit einigen interessanten, wenn auch nicht gänzlich neuen Ideen schafft der frühere Regieassistent von Bernardo Bertolucci es, den Zuschauer mit diesem Giallo-Ableger praktisch von Anfang an zu packen – der unheimlich gute, melancholische Score von Ennio Morricone tut das Übrige. So wundert sich der Journalist Gregory (Jean Sorel) nicht schlecht, als er plötzlich von allen für tot gehalten wird und sich alsbald auch schon in einem Leichenkühlhaus wiederfindet. Wie sich herausstellt, befindet er sich in einem dubiosen Todesschlaf aus dem es kein Erwachen gibt. Geschickt verschmilzt Lado nun Rückblenden mit der unschönen Gegenwart von Gregory, der als Berufsschnüffler einem brisanten Fall auf der Spur war, der ihn natürlich letzten Endes auch in diese Situation gebracht hat. Mystery-Elemente finden sich hier ebenso wie surreale Momente im Stile eines David Lynch, wenn auch nicht mit dessen Genialität und Präzision. Was “Malastrana” zudem auszeichnet, ist die Spirale des Schicksals, die sich unaufhörlich nach unten windet, ohne die Chance auf einen Ausweg anzubieten. Kompromisslos wird dieser Weg zu Ende gegangen. Kein Happy End, das Böse triumphiert – und das auf ganzer Linie.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: La corta notte delle bambole di vetro Land: Italien, Deutschland, Jugoslawien Jahr: 1971 Regie: Aldo Lado Darsteller: Jean Sorel, Ingrid Thulin, Mario Adorf Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kommentar zu diesem Beitrag
Kommentare abonnieren