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Leviathan

Mittwoch, 31. August 2016 · Autor: Mr. J.

leviathan_sceneEinige Dinge scheinen sich auf dieser Welt nie zu ändern. Der Starke (unter)drückt den Schwachen. Der Reiche den Armen. Der Mächtige den, der in der sozialen Hackordnung unter ihm steht. Es wird also ein “Spiel” gespielt, dessen Regeln in der Menschheitsgeschichte schon immer galten. Egal, ob in der Antike oder im 21. Jahrhundert – oder eben in der Szenerie, in der dieser Film von Andrei Swjaginzew (”Die Rückkehr”) spielt. Ein Ort, an dem dieses Unrechtssystem bestens funktioniert, ist Pribreschny. Pribreschny ist eine kleine Stadt, in der sich selbst Fuchs und Hase nicht mehr Gute Nacht sagen, weil sie den beiden schlicht zu abgelegen war. In dieser russischen Ödnis betreibt Nikolai (Alexej Serebrjakow) eine kleine Autowerkstatt, mit der er sich finanziell recht gut über Wasser halten kann. Eigentlich führt er mit seiner Familie nebst Freunden ein beschauliches Leben – was soll hier auch schon passieren? Eben genau das, womit man nicht rechnet. Denn die örtliche Obrigkeit hat ein Auge auf das Grundstück von Nikolai geworfen und will es um jeden Preis haben. Aber wie will man sich gegen ein System zur Wehr setzen, in dem Korruption zum Tagesgeschäft gehört? Wo die Staatsanwaltschaft ebenso wie der Rest, der etwas zu sagen hat, ihr Urteil schon von vornherein gefällt haben? Immerhin, Nikolai glaubt in den Tiefen seines Herzens noch an so etwas wie Rechtstaatlichkeit und engagiert einen Anwalt, der mit allen Mittel versucht das Unmögliche doch noch möglich zu machen. Klar, jetzt könnte man sagen: Da hat der Regisseur genau das Bild von Russland und dessen Zuständen gezeichnet, das wir uns hier im “Westen” so gemalt haben. Das wäre, wenn überhaupt, aber nur die halbe Wahrheit. Den Swjaginzew bleibt nicht nur an der Oberfläche stehen, sondern fährt in die Tiefe der russischen Seele hinab. Und in dieser herrscht die gleiche Ödnis, wie sie sich in den herrlich abgefilmten Naturaufnahmen zeigt. Längst schon ist die Verkommenheit, die im Staatsapparat offensichtlich ist, in der normalen Bürgerlichkeit angekommen. Lügen, Plan- und Orientierungslosigkeit und dies alles unter einer permanenten Wodkaglocke, unter der alles weggesoffen wird, was nur geht. An vorderster Stelle der Verstand. Der Regisseur zeichnet kein positives leviathan_coverBild von seiner Heimat. Warum auch? Dieses Drama ist auf Grund seiner Vielschichtigkeit und seines klaren analytischen Blicks ohne Weiteres zu empfehlen. Gerne mehr davon. Und gerne auch aus Deutschland über Deutschland. Aber hier schwelgt man… noch.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Leviafan Land: Russland Jahr: 2014 Regie: Andrei Swjaginzew Darsteller: Aleksey Serebryakov, Elena Lyadova, Roman Madyanov Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★☆☆ 

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