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La Dolce Vita

Dienstag, 28. Dezember 2010 · Autor: bdm

la_dolce_vita_sceneBittersüße Geschichten aus dem Rom des Jahres 1960. Auf der Via Veneto brodelt das Nachtleben: sehen und gesehen werden, großes Hallo, man kennt sich. Paparazzi schwirren wie lästige Insekten auf ihren Vespas durch die Nacht. Auf altehrwürdigen Anwesen rottet sich der Jungadel zusammen, man raucht, hurt und gähnt. Ein dickbrüstiger Filmstar geht in der Fontana di Trevi baden. Intellektuelle onanieren verbal, einer träumt von der Tiefe des Lebens und nimmt Gewittergeräusche auf, bevor er erst seine Kinder und dann sich erschießt. An guten Vorsätzen mangelt es diesen begüterten Zeittotschlägern nicht: richtig lieben müsste man können oder nochmal von vorn anfangen, vor allem aber einmal raus aus Rom und überhaupt… Der wohlgelittene Klatschreporter Marcello (Mastroianni) hat es im Abglanz der Superreichen selbst zur Halbprominenz geschafft – und das süße Nichtstun lastet schwer auf seinen Schultern. Schriftsteller möchte er gern sein, aber wir sehen ihn noch nicht einmal einen Fünfzeiler für irgendeine Zeitung verfassen. Arbeit geziemt sich nicht in Kreisen, für die Dasein gleichbedeutend mit Spektakel ist. Am Ende dieses dreistündigen Riesenwerkes lässt er sich einfach weitertreiben, ein Mädchen steht wissend lächelnd am Strand und winkt, endgültiger Abschied von der Verheißung eines anderen Lebens. la_dolce_vita_coverAlle ikonisch gewordenen Bilder, die Gaststars und Auszeichnungen einmal außen vor gelassen: Fellinis größter Coup mit “La Dolce Vita” ist wohl der, dass er uns seinen Film als Anklage dessen verkauft, was er selbst repräsentiert.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: La Dolce Vita Land: Italien, Frankreich Jahr: 1960 Regie: Federico Fellini Darsteller: Marcello Mastroianni, Anita Ekberg, Anouk Aimée Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★☆☆ 

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