Kriegerin
Der Osten Deutschlands kommt nicht selten durch rechtsradikale Gewalt in die Schlagzeilen. Die Gründe mögen mannigfaltig sein. Patentrezepte dafür, wie man denn zum Neonazi wird beziehungsweise aus der Szene wieder herauskommt, gibt es angesichts der Komplexität des Themas nicht. Genau diese versucht Regisseur David Wnendt aber irgendwie zu liefern und stolpert dabei recht plump und unbeholfen von einem Klischee zum anderen. Denn wer den saufenden Nazipöbel immer noch am mückenverseuchten Baggersee vermutet, lauernd auf den armen, hilfsbedürftigen Asylanten, an dem dürften so einige Entwicklungen vorbeigegangen sein. Zu interessant sind die Möglichkeiten des Internets, wo über Facebook und Co. die stumpfen Botschaften eine viel größere Verbreitung finden können als am stickigen Stammtisch. An dieser Stelle zum Film. Die junge Skin-Braut Marisa (Alina Levshin) fristet ein trostloses Leben zwischen Kassenarbeit im Supermarkt, Stress mit der Mutter und einem Freund, der viel von Kampf redet, aber dabei wohl keinen Tag im 2. Weltkrieg überlebt hätte – auch im Luftschutzbunker nicht. Aber man ist ja ungestört in dem kleinen ostdeutschen Flecken und so darf auch hier ein jeder Esel sein lautes I-A erschallen lassen. Dumm wird die Situation für Marisa aber erst, als sie einem Asylanten hilft und sich dadurch, gelinde gesagt, in den eigenen Reihen keine Freunde macht. Woher genau dieser Akt der Barmherzigkeit rührt, bleibt nebulös. Oder pocht tatsächlich noch etwas Restmenschenherz in ihr? Genau dieses scheint Regisseur Wnendt dem Nazi als solchem jedenfalls abzusprechen: du bist Tier und ich, der ich kein Nazi bin, dagegen Mensch. Bloß: wann genau hat das Festhalten an Stereotypen jemals etwas gebracht, die doch letzen Endes nur der Brennstoff für einfachste Propaganda hüben wie drüben sind? Aber vielleicht soll dieser Film auch einfach der perfekte Holzhammer für besorgte Pädagogen sein, die die Materie in die Schädel ihrer Schüler hämmern wollen. Drin ist drin.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Kriegerin Land: Deutschland Jahr: 2011 Regie: David Wnendt Darsteller: Alina Levshin, Jella Haase, Sayed Ahmad Weitere Infos: IMDB, Amazon
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