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Knight of Cups

Sonntag, 31. Januar 2016 · Autor: Reiskorn

knight_of_cups_sceneDie Filme Terrence Malicks zeichneten sich schon immer durch ihre visuelle Schönheit und eine vergleichsweise rudimentäre Narration aus. Dieses Prinzip treibt er seit “Tree of Life” von 2011 noch weiter auf die Spitze. Erzählt wird scheinbar kaum noch etwas, stattdessen werden die Bilder beinahe beliebig zu reinen Assoziationsketten montiert, deren Bedeutung ganz im Auge des Betrachters liegt. Inhaltlich bleiben nur noch Hinweise einer Handlung, die nur Ausgangspunkt ist für eine Sinnsuche mit allen Sinnen. Es ist, als würde man durch eine Galerie auf einem Förderband fahren und jede einzelne Einstellung ist ein eigenes Gemälde, an dem man aber aufgrund des Ablaufs des Filmes nicht verweilen kann.

“Knight of Cups” bildet da keine Ausnahme,sondern wenn überhaupt dann eine weitere Steigerung dieser Formel. Christian Bale spielt Rick, der es in der Glitzerwelt von Hollywood zwar zu einigem Erfolg geschafft hat, sich innerlich allerdings absolut leer fühlt und sich auf dem Weg zu sich selbst zurück befindet. Dabei wird er stets von dem zweiten, wichtigen Protagonisten des Filmes begleitet: Der Kamera des Oscar-preisgekrönten Emmanuel Lubezki. Die fängt nicht nur Bilder von außerordentlicher Schönheit ein. Sie vermittelt auch weitestgehend den Eindruck einer anonym bleibenden Subjektivität, einer unsichtbaren Entität, die allwissend und doch irdisch zugleich erscheint. Ihr Blick wandert stets umher und fokussiert oftmals nicht einmal die Menschen. Sie nimmt sie mitunter nur am Rande wahr und scheint einen eigenen Kopf zu haben, auf eigener Sinnsuche zu sein, wodurch sich quasi die Suche nach einem Sinn in der Existenz von Bale zur eigenen des Zuschauers wird. Doch wessen Blick übernimmt, wessen Platz nimmt er ein?

Im Zusammenspiel von Kamera und Ton sei diese unsichtbare Figur göttlich, mindestens himmlisch genannt. Aufgrund der Tatsache, dass Szenen oft von sphärischem Ton begleitet werden und die tatsächlichen Geräusche und Dialoge in den Hintergrund geraten oder gänzlich ausgeblendet werden, ergibt sich im Zusammenspiel mit der Kameraführung eine seltsam unwirkliche Stimmung. Man ist nie direkt im Geschehen, sondern steht drüber. Man fühlt nicht den Moment und wird auch nicht von ihm angezogen, stattdessen betrachtet man die Szenerien einfach als das, was sie sind und bekommt so die Möglichkeit zur Reflexion über die geistige Verfassung des Menschen und seiner ihm innewohnenden Dekadenz angeboten – zumindest beim Setting Hollywood und seiner Gesellschaft. Es ist als wäre jemand auf die Erde hinabgestiegen und hätte sich unter die Menschheit gemischt, mit dem orientierungslosen Bale als Gastgeber, und dessen Blick zu gleichen Teilen voller Bedauern über den moralischen Verfall aber auch Staunen über die Welt und dem was der Mensch geschaffen hat ist.

knight_of_cups_coverDas ist freilich kein unkompliziertes Vergnügen und zwischendrin sogar ziemlich dröge. Aber diese Eigensinnigkeit und das formvollendete handwerkliche Können sind dennoch bewundernswert. Ob und was der Film einem genau mitgibt, möge allerdings jeder für sich selbst entscheiden.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Knight of Cups Land: USA Jahr: 2015 Regie: Terrence Malick Darsteller: Christian Bale, Cate Blanchett, Natalie Portman Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★☆☆☆ 

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Leser: 7.5/10 (2 Bewertungen eingegangen)
Knight of Cups, 7.5 out of 10 based on 2 ratings

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