Kick-Ass
Kino kann so unbeschwert und unkompliziert unterhaltsam sein, wenn es inhaltlich wie visuell (selbst-)referenziell wird und sich selbst und andere Medien zitiert, bzw. sich beizeiten als eine Art intermediales Crossover ausgibt (siehe das mittlerweile unerträglich oft genannte Paradebeispiel “Sin City”). Die Gefahr in allzu niveaulose Gefilde der Parodie abzudriften ist zwar stets groß und permanent vorhanden (siehe die “Movies”, wahlweise mit einem “Scary”, “Date”, “Fantastic” oder sonstwas davor), aber manchmal gelingt es einem Filmemacher dann doch die sprichwörtliche Kurve zu kratzen. Zu Filmen der letzteren Sorte darf man durchaus auch “Kick-Ass” zählen, der munter von “Star Wars”, über “Das Schweigen der Lämmer” bishin zur Ego-Shooter Manie so einiges aufgreift und implementiert und zwischendrin auch seine eigene Erzählweise mit einem Voice-Over Sprecher, direkt und an den Zuschauer gerichtet, auf’s Korn nimmt und in Frage stellt (und damit auch noch indirekt auf die vermeintlich unrealistische Absurdität einiger im Film genannter Filme anspielt). Gleichzeitig spricht auf diese Weise der Film den heimlichen Geek in uns an: Wer weiß worauf angespielt wird darf sich freuen (und sich insgeheim fragen, ob er denn nicht allzu oft lieber zu Hause im Kämmerlein bleibt um Filme zu gucken?).
Um Geeks/Nerds geht es auch im Film: Dave ist begeisterter Superheldencomicfan und stellt sich die eine, naheliegende und doch folgenschwere Frage: Warum nicht einfach selber mal Superheld sein? Gesagt, getan! Das dieses Unterfangen jedoch zunächst einmal nicht von Erfolg gekrönt ist, war abzusehen. Doch schon bald feiert er als sein Alter Ego “Kick-Ass” erste Erfolge. Jedoch ist er nicht der Einzige, der sich dem Möchtegernsuperheldentum verschrieben hat…
Die Handlung folgt dabei ganz vorhersehbar klischeehaften Abfolgen (Losernerd wird Held wird beliebt wird reifer usw.) wie man sie schon kennt, was man aber in diesem besonderen Falle durchaus auch als eine Art Zitat ansehen kann. Ansonsten werden hier ordentlich die Kampftricks und Wummen ausgepackt, gerne auch in bester John Woo-Manier kombiniert. So sehr der Film bisweilen wie eine Teenieklamotte aussieht, so brachial rummst es dann doch und mit dem roten Lebenssaft wird absolut nicht gegeizt, allerdings stets vollkommen augenzwinkernd überzogen. Dazu trägt auch bei, dass das kleine, später noch auftauchende Hit-Girl (Wie alt? 11?) die brachialsten Exekutionen vollführt und klarmacht, wer der neue Star am Actionhimmel ist. Die süße Chloe Moretz stiehlt allen die Show und verkörpert das, was Natalie Portman in “Léon- Der Profi” zwar sein wollte, aber letztendlich nie wurde: Eine minderjährige Lolitakillerin.
“Kick-Ass” ist in der Summe eindeutig ein Film von Fans für Fans, der einmal mehr mit dem inhaltlichen Herkunftsmedium Comic spielt und jedweder Versuch, sich dem Film auf eine wie auch immer geartete intellektuelle Weise nähern zu wollen (um in ihm vielleicht doch etwas künstlerisch wertvolles zu erkennen), sollte eigentlich schon bei dem Titel scheitern, denn “Kick-Ass” will nichts anderes, als diesem alle Ehre zu machen. Trotz mancher banaler Minuten, die dem Ganzen ein dezentes Gefühl von Länge geben, weiß der Film köstlich zu unterhalten, nicht mehr und nicht weniger. Deshalb sollte die Devise lauten: Einfach mal lockermachen. Alle anderen werden in den ASS geKICKT.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Kick-Ass Land: USA, England Jahr: 2010 Regie: Matthew Vaughn Darsteller: Aaron Johnson, Chloe Moretz, Nicolas Cage Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Ich kann dem nur beipflichten. Es war schon eine Zeitlag her das mich ein Film mich so positiv überrascht hat.