Keoma
Keoma (Franco Nero) ist ein meisterhafter Schütze und kann, für den Fall dass die Munition alle ist, auch gut mit dem Messer umgehen oder seinem Gegenüber durchaus auch einmal mit einer Heugabel das Licht ausknipsen. Der perfekte Umgang mit diversem Mordwerkzeug ist aber auch bitter nötig, da er, wie sollte es anders sein, mehr Feinde als Freunde hat. Illusionen über seine Zeitgenossen macht er sich nicht: Der Mensch ist schlecht. Das merkt er wieder einmal, als er nach langer Zeit in die alte Heimat zurückkehrt wo momentan eine üble Epidemie wütet und sich ein reicher Großgrundbesitzer als alleiniger Herrscher aufspielt. Nicht nur das passt dem Halbblut überhaupt nicht. Auch seine Brüder zeigen wenig Respekt und alleine der Vater, zu dem Keoma eine gute Beziehung hat, schafft es zu Beginn, die Wogen zu glätten. Genug Material also für den obligatorischen Last-Man-Standing-Rachefeldzug in bester Italo-Brutalo-Manier. Man würde Enzo G. Castellaris Film aber nicht gerecht werden, wenn man in nur auf die übliche Abknallerei, und davon gibt es hier reichlich, beschränken würde. Geschickt verflicht er die Familientragödie mit einer endzeitlichen Stimmung, die praktisch die gesamte Zeit über der Stadt schwebt und in Form der Seuche und der morbiden Bebilderung ihren Ausdruck findet. Und es bleibt sogar genug Zeit, so manche sinnesschwangere Szene einzubauen, die “Keoma” erst recht unverwechselbar macht. Der Film erfindet das Genre sicher nicht neu, schafft es jedoch wie die ganz großen Western, eine ganz eigene, unverwechselbare Sprache zu finden.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Keoma Land: Italien Jahr: 1976 Regie: Enzo G. Castellari Darsteller: Franco Nero, William Berger, Olga Karlatos Weitere Infos: IMDB, Amazon
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