Johnny Mad Dog
In diesem Fall ist das Making-Of fast interessanter als der eigentliche Film, in dem es um den 14 Jahre lang mit äußerster Grausamkeit geführten und erst 2003 beendeten Bürgerkrieg in Liberia geht. Jean-Stéphane Sauvaire und sein Produzent Matthieu Kassovitz drehten direkt vor Ort und größtenteils mit Laiendarstellern, die früher selbst einmal Kindersoldaten waren. Das ist die größte Stärke und gleichzeitig auch Schwäche von “Johnny Mad Dog”. Der erdrückenden Authentizität steht die Schwierigkeit gegenüber, diese angemessen filmisch zu transportieren. Für längere Dialoge etwa fehlte den analphabetisch aufgewachsenen Kindern und Jugendlichen schlicht die Konzentration, viele Kampfszenen mussten obendrein in nur einem Take gedreht werden. Die eigentliche Handlung ist entsprechend überschaubar. Abenteuerlich kostümierte, mit bunten Perücken und sogar Kleidern ausgestattete Kindersoldaten schreien und schießen sich im Drogenwahn durch’s Kriegschaos: mehr passiert hier nicht, eine Einordnung der Gräueltaten in irgendeinen höheren Zusammenhang findet nicht statt. Und doch entfaltet “Johnny Mad Dog” gerade durch diese ungekünstelte Direktheit zeitweise eine ganz eigene Wirkung. Und vielleicht sagen die oft bizarr wirkenden Momentaufnahmen ja auch mehr über das Wesen des Krieges aus, als es irgendeine Mammutproduktion mit perfekt dosiertem Musik- und Träneneinsatz je könnte.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Johnny Mad Dog Land: Frankreich, Belgien, Liberia Jahr: 2008 Regie: Jean-Stéphane Sauvaire Darsteller: Christophe Minie, Carlos Badawi, Teddy Boy Weitere Infos: IMDB, Amazon
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