Jacob’s Ladder (2)
“Jacob’s Ladder” ist bei weitem kein perfekter Streifen, aber immerhin albtraumhaft und außergewöhnlich genug, um noch eine ganze Weile nachzuhallen. Nicht nur, weil er in der Filmografie von Adrian Lyne, der sich sonst bevorzugt in erotischen Gefilden bewegt, so deutlich aus dem Rahmen fällt. Sondern vor allem, weil die Mischung aus Kriegsfilm, Horror-, Traum- und Wahndrama als solche schon ziemlich einmalig sein dürfte. (Spoiler). Als ob das noch nicht genug wäre, ist die Handlung sehr aufwendig verschachtelt und spielt sich auf nicht weniger als vier Ebenen gleichzeitig ab, was zumindest anfangs einigermaßen verwirrend wirken kann. Erst in den letzten Minuten zaubert Lyne das ultimative Kaninchen aus dem Hut und entlarvt alles zuvor Gesehene als Fieberwahnfantasie eines sterbenden Soldaten (Tim Robbins), dessen Seele eben im Begriff ist, sich aus dem Körper zu lösen. “Wenn du dich am Leben festkrallst, siehst du die Dämonen, die dir das Leben entreißen wollen. Hast du aber deinen Frieden gemacht, so siehst du die Engel, die dich von der Erde erlösen.” Seine stärksten Szenen hat “Jacob’s Ladder”, wenn ebendiese Dämonen im schmuddeligen New York der 80er Jahre auftauchen und ganz banale, alltägliche Aktivitäten – eine U-Bahn-Fahrt, eine Hausparty – sich ein ums andere Mal plötzlich in surreale, düstere Höllenszenarien verwandeln. Schade nur, dass die religiöse Symbolik zum Teil arg plump gehandhabt wird, womit noch nicht einmal die Titelanspielung auf die biblische Jakobsleiter gemeint ist. Aber, ernsthaft: Danny Aiello als gütig lächelnder Himmelsgesandter? In der Gestalt eines Meister Eckhart zitierenden Chiropraktikers? Das wirkt dann doch “ein bißchen” komisch – in einem Film, der über weite Strecken sehr gekonnt alles dafür tut, gerade das nicht zu sein.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Jacob’s Ladder Land: USA Jahr: 1990 Regie: Adrian Lyne Darsteller: Tim Robbins, Elizabeth Peña, Danny Aiello Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
in meinen augen ein oftmals vergessener und unterschätzter kleiner klassiker. hat ne dekade vorher schon “the 6th sense” vorweggenommen und diente auch der silent hill-gamesreihe als inspiration (dadurch bin ich dann auf den film gestoßen).
Ich habe den Film letzte Woche nach Jahren mal wieder gesehen und konnte mich noch daran erinnern, dass er mich beim ersten Mal ziemlich beeindruckt hat, speziell diese irre “Krankenhausszene” hatte ich noch im Kopf. Ein Klassiker ist das in gewisser Weise schon und auch recht innovativ erzählt, wobei mir diesmal dann doch einige Schwächen aufgefallen sind, durchgehend gut gealtert ist er leider nicht. Diese Schlusswendung hatten nebenbei bemerkt schon sehr viel ältere Filme, ich denke spontan an “Carnival of Souls” von 1962, den wir hier auch schon rezensiert haben. Dummerweise habe ich keine Dublettenkontrolle gemacht und deshalb gleich mal ein zweites Review verfasst, wir haben bereits eines von Mr. J im Archiv…