Import/Export
Ulrich Seidl dürfte mit seinen Filmen häufiger für Kontroversen sorgen als andere Regiekollegen. Das liegt weniger an der Darstellung von z.B. blutrünstigen Gewaltorgien, sondern vielmehr daran, dass der Österreicher schlicht und ergreifend ganz normale Geschichten erzählt. Nichts ist härter als die Wirklichkeit – das zeigt Seidl auch mit “Import Export” wieder einmal sehr deutlich. Diesmal legt er sein Augenmerk auf zwei gegenläufige Erzählstränge. Da ist zum einen die Ukrainerin Olga, die unbedingt nach Österreich möchte und zum anderen der planlose Pauli, der genau dort lebt, aber nichts so recht mit sich anzufangen weiß und fast schon lethargisch in den Tag hinein vegetiert. Olga hingegen tut alles dafür, in das “Gelobte Land” zu kommen. Viel hat ihr die Ukraine auch nicht zu bieten – Emigration ist die logische Folge. Pauli indes ist verschuldet und alles was er angeht, scheint nach kurzer Zeit in die Brüche zu gehen. Um wieder etwas Geld in die Kasse zu bringen oder auch schlicht und einfach einmal Aktivität vorzutäuschen, zieht er mit seinem Stiefvater durch Osteuropa, um diverse Automaten aufzustellen. Dieser Trip zeigt den ehemaligen Ostblock von seiner hässlichsten Seite: finstere Betonbauten, verwahrloste Kinder und billiger Sex, mehr scheint dieser Flecken Erde nicht bieten zu können. Ab und an mag Seidls Blick möglicherweise etwas zu pessimistisch geraten sein, unrealistisch ist er deswegen leider nicht. Vielmehr bekommt man harten, authentischen Drama-Stoff zu einem Thema geboten, von dem man weiß, das es existiert und dennoch meist die Augen verschließt.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Import/Export Land: Österreich, Frankreich, Deutschland Jahr: 2007 Regie: Ulrich Seidl Darsteller: Ekateryna Rak, Maria Hofstätter, Georg Friedrich Weitere Infos: IMDB, Amazon
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