Houston
Es gibt sie. Diese Menschen hoch oben in einem Konzern. An Stellen, wo man nur durch gute Connections, feuchte Händedrückereien und Loyalität der Firma gegenüber hinkommt. Alles in allem kein Job für jedermann. Vor allem nicht, wenn man noch eine Familie, Sohn, Frau und sogar einen Hund hat. Bei diesem holt man sich die nötige Wärme, wenn man nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt und merkt, dass man hier eigentlich fremd ist. Fremd im eigenen Haus. Fremd der Familie gegenüber. Fremd auf Partys. Zuhause ist die Firma – umgeben von Menschen, die einem im Zweifelsfall eine Kugel in den Kopf jagen. So oder so ähnlich lässt sich das Leben von Clemens Trunschka (Ulrich Tukur) umschreiben. Als Headhunter dient er seinem Herrn. Dieser bahnt das ganz große Ding an. Clemens soll nach Houston reisen, um dort den Kontakt zu einem der Top-Leute der U.S.-Ölbranche herzustellen. Das ist natürlich nicht Herr Müller von nebenan. Macht hat dieser Mensch. Geld ohne Ende. Warum sollte er also einen Clemens Trunschka überhaupt empfangen, geschweige denn sich abwerben lassen? Eigentlich ist die Sache von vornherein zum absoluten Scheitern verurteilt. Clemens reist trotzdem an, versucht sein Bestes. Nur um dann letzten Endes nicht mehr als ein “Blick aus der Ferne” zu erhaschen. In dem Film “Houston” von Bastian Günther geht es nur vordergründig um das Suchen, (Fast-)Finden und Wiederverlieren eines Ölmultis-CEOs. Vielmehr wird Clemens in eine Welt geworfen, wie sie abweisender nicht sein könnte. Alles dreht sich nur ums Geld. Angefangen von Houston, das mit seiner Glitzerfassade viel verheißt und im trockenen Staub doch wenig erfüllt. Bis hin zum endlos wirkenden Hotel. Wo schemenhafte Gestalten sich in den Gängen herumdrücken, alles unecht und unnahbar. Der einzige Freund ist wie so oft die Schnapsflasche, mit der man sich zwar nicht bis zur Besinnungslosigkeit besäuft, aber immerhin alles mit einem sanften Tuch überzieht. “Houston” ist sicherlich nicht ein Film zum einfach so “weggucken“. Und das ist auch absolut gut so. Auf eine sehr ansprechende Art und Weise schafft Bastian Günther es, die Einsamkeit darzustellen, in der Clemens sich befindet und aus der es kaum ein Entrinnen gibt. Absolut zuträglich ist dafür die Stadt Houston an sich, da sie die nötige nüchterne Sachlichkeit – man könnte auch sagen Kälte – mitbringt.
Mit einer Stadt aus Deutschland bzw. Europa hätte dies wohl weniger funktioniert. Auch Ulrich Tukur passt perfekt in die Rolle des sich im Schwebezustand befindlichen Menschen, dem jedweder Anker gelöst wurde. Interessanter Film. Mal wieder. Aus Deutschland. Top.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Houston Land: Deutschland, USA Jahr: 2013 Regie: Bastian Günther Darsteller: Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Wolfram Koch Weitere Infos: IMDB, Amazon
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