Hexenjagd
Was wurden nicht schon alles für Filme über das Thema “Hexenverfolgung” abgedreht. Dabei wurde meist mehr Wert auf Effekte als auf eine realistische, ausgewogene Darstellung gelegt: hier die arme, unterdrückte Bevölkerung, dort die böse Katholische Kirche. Umso mehr dürfte der geneigte Hobby-Historiker darüber erstaunt sein, das dieser Film aus der Tschechoslowakei es ausnahmsweise schafft, ein halbwegs moderates Szenario zu entwerfen. Die Schuld an den Verfolgungswelle nur der Kirche anzulasten, ist genauso frech wie historisch unhaltbar, zumal einer der Hauptgründe für die Hexenprozesse der tief verwurzelte Aberglaube der einfachen Bevölkerung war, die das “System” letzten Endes auch aufrechterhalten hat. So auch hier in einer Stadt in Böhmen. Ein altes Weib klaut eine geweihte Hostie, was den Unmut der Geistlichen nach sich zieht. Dabei bilden sich zwei große Lager. Die einen wollen das ganze mit einigen Ave Maria auf sich beruhen lassen, die anderen die Inquisition einschalten. Zum großen Übel der Stadt setzt sich letztere Partei durch. Von nun an kann sich keiner mehr sicher fühlen, da unter der Folter Namen hervorgepresst werden, die weitere Verfolgungen nach sich ziehen. Die Darstellung der Inquisition ist auch in diesem 1969 entstandenen Film gründlich daneben gegangen. Anders jedoch als etwa in “Der Name der Rose”, wo der Inquisitor, kein Stück besser getroffen, ein böser verbitterter Dominikaner ist, handelt es sich in diesem Fall um einen verfressenen und versoffenen Gauner, dem es nur darum geht an den Besitz der Verurteilten zu kommen. Dass die “Wahrheitsfindung” da zu kurz kommt, versteht sich von selbst: selbst als ein angesehener Pfarrer angeklagt wird, ist die Farce nicht vorbei. Unter dem Strich schafft der Streifen es jedoch trotz einiger Übertreibungen das schwierige Thema angemessen darzustellen, was ihn unter den Historienfilmen zum Thema Hexenverfolgung zu einer Ausnahmeerscheinung macht.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Kladivo na carodejnice Land: Tschechoslowakei Jahr: 1970 Regie: Otakar Vávra Darsteller: Elo Romancik, Vladimír Smeral, Sona Valentová Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
Kommentar zu diesem Beitrag
Kommentare abonnieren