Helden von Hill 60
Eigentlich hätte sich Australien getrost aus dem 1. Weltkrieg heraushalten können. Weit, weit weg sind die Schlachtfelder, auf denen der Tod reiche Ernte einfährt. Aber auch wenn man sich am anderen Ende der Welt befindet, verspürt man Großbritannien gegenüber eine so starke Loyalität, dass man Soldaten entsendet. Der feindlichen Kugel ist es natürlich ohnehin relativ egal, in welchen Schädel sie sich bohrt. Aber wo bringt der menschliche Geist Kränkeres hervor, als auf dem Schlachtfeld? Waffen, dafür entwickelt, so viele wie möglich auszulöschen. Strategien, die nur darauf abzielen, möglichst viele in den Orkus zu schicken. Ethik und Moral – am Arsch. Da, wo es darum geht zu überleben, egal wie, Hauptsache der Gegner ist tot oder still oder einfach weg. Da die bekannten Grabenkämpfe nicht den erwünschten Erfolg bringen, müssen nun neue Ideen her. Eine die auf der Hand liegt: Tunnel unter die Feindeslinien zu graben, diese zu verminen und dann den ganzen Rotz in die Luft zu jagen. Dafür eignen sich die Mineure der Australier, geübte Bergarbeiter und Ingenieure, besonders gut. Dumm nur, dass der Fritz die gleiche Idee hat. Immerhin schaffen Dauerregen und überflutetet Schächte einen gewissen Gleichstand – weiter gestorben wird natürlich trotzdem. Jeremy Sims widmet seinem Film einem Kapitel des Weltkrieges, das man so wohl nicht so oft gesehen hat. Weder den Umstand, dass das Hauptaugenmerkt auf einer australischen Kompanie liegt, noch jenen, dass der wichtigste Teil des Films unter Tage spielt. Da der Blick in verzerrte und verdreckte Gesichter nicht zwangsläufig spannend ist, greift der Regisseur zudem auf das beliebte Mittel der “Erinnerungen” zurück, etwa wenn der Hauptcharakter Captain Oliver Woodward (Brendan Cowell) an seine Geliebte zurückdenkt. Nicht gerade innovativ und besonders spannend, aber es erfüllt seinen Zweck. Leider fehlen diesen Szenen die Dringlichkeit und Tiefe, die das Grauen des Krieges noch weiter verstärkt hätten, wie es vermutlich der Plan war. Auch für einen passenden Score fehlt Sims das glückliche Händchen: das “Soldatentörö” aus der Konserve dürfte keinen umhauen. Insgesamt überwiegt dennoch das positive Gesamtbild: “Helden von Hill 60″ ist stimmig inszeniert und dass Australien sehenswerte Filme abdrehen kann, wurde ohnehin längst bewiesen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Beneath Hill 6 Land: Australien Jahr: 2010 Regie: Jeremy Sims Darsteller: Brendan Cowell, Harrison Gilbertson, Steve Le Marquand Weitere Infos: IMDB, Amazon
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