Movies

Gravity

Montag, 14. Oktober 2013 · Autor: Reiskorn

gravity_scene“Lass nicht los” heißt es in der Marketingkampagne zu Alfonso Cuaróns erstem Kinofilm seit 2006. Doch “Gravity” ist mehr als nur ein extrem kurzweiliger und spannender Thrill. Er ist eine metaphorische Reise seiner Hauptprotagonistin aus dem Jenseits zurück ins Diesseits und, ja, es muss losgelassen werden. So viel zur übergeordneten Thematik, die ein jeder für sich selbst auslegen darf. Was jedoch unmissverständlich gelingt, ist alles andere: Ohne den Abspann dürften es keine 90 Minuten Laufzeit sein, doch diese wurden aufs Perfekteste ausgereizt. Cuaròn hat wie schon bei seinem großartigen “Children of Men” Emmanuel Lubezki als Kameramann im Gepäck und gemeinsam schuf man gleich zu Beginn eine der atemberaubendsten Plansequenzen, die man wohl in jüngerer Vergangenheit bestaunen durfte – ca. 15 Minuten ohne sichtbaren Schnitt. Die kameratechnische Qualität bleibt auch für den Rest des Films bestechend und auch die visuellen Effekte fügen sich nahtlos ins sehr realistische Setting ein. Abgerundet wird die filmische Meisterleistung durch eine ebenfalls grandiose Tonebene: Dem Umstand, dass im All keine Geräusche existieren, wurde größtenteils Rechnung getragen, nur sehr dezente, tiefere Töne sind hier und da zu vernehmen, auch weil es sich größtenteils um Töne handelt, die die Figuren innerhalb ihrer eigenen Raumanzüge noch wahrnehmen können. Das Fehlen von Soundeffekten bekommt dabei besonders in actionreichen Momenten eine ganz besondere Qualität, die in dieser Form einzigartig sein dürfte und allem eine surreal-hypnotische Wirkung verleiht. Darüberhinaus dürfen sich die Lautsprecher wiederum enorm vielfältig austoben, wenn der Trubel ins Innere verlagert wird und auch akustisch wahrnehmbare Veränderungen von Entfernungen und Perspektiven werden punktgenau umgesetzt. Nicht zu verachten ist der Score von Steven Price, der mit tiefen Synthiebässen Bedrohung genau akzentuiert und für die leisen wie dramatischen Momente die nötige Portion epischen Pathos auffährt, wie es sich für eine Geschichte um existenzielle Fragen im All so gehört. “Gravity” erhält dadurch eine ungemein dichte Atmosphäre, die letztendlich durch den spannenden Plot mitgenommen wird, in der sich ausweglose Situationen mit leisen Reflexionen abwechseln. Eine fast schon physische Achterbahnfahrt, bei der jeder falsche Handgriff den sicheren Tod bedeutet. Darstellerisch verkommt George Clooney eigentlich zu einer reinen Nebenfigur, denn dies ist eindeutig Sandra Bullocks Film und nur ihrer und das nicht nur, weil sie ab einem gewissen Zeitpunkt größtenteils alleine durchs All irrt. Ihre Performance dürfte wohl mit die Beste ihrer gesamten Karriere sein; sie schafft es einen emotionalen Bezug zum Zuschauer aufzubauen durch ihre äußerst rührende Darbietung, bei der selbst die Nachahmung von Hundegebell emotional bleibenden Eindruck hinterlässt und wunderschön schwerelose Tränen geweint werden, während sie an anderer gravity_coverStelle erfolgreich gegen die Einschränkung von Helm und Anzug mittels effektiver Stimm-und vor allem Atemperformance anspielen kann. “Gravity” ist damit ein an und für sich nahezu perfekter Film, der im Kinojahr 2013 seinesgleichen sucht und wirklich dringend auf größtmöglicher Leinwand geschaut werden sollte.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Gravity Land: USA, UK Jahr: 2013 Regie: Alfonso Cuarón Darsteller: Sandra Bullock, George Clooney Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★★☆ 

VN:F [1.9.2_1090]
Leser: 9.0/10 (5 Bewertungen eingegangen)
Gravity, 9.0 out of 10 based on 5 ratings

Kommentar zu diesem Beitrag