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Geh und sieh

Dienstag, 19. Mai 2009 · Autor: Mr. J.

geh_und_sieh_sceneDer junge Fljora (Alexei Krawtschenko) schließt sich im Belorussland des Jahres 1943 einer von vielen Partisaneneinheiten an, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die hitlerdeutschen Armeen aus dem Land zu treiben. Um gesichtslose Bauerndörfer mit lehmigen Feldwegen, um endlose Wälder und Agrarlandschaften tobt ein erbitterter Kampf. Das Partisanenlager wird bei einem deutschen Luftangriff schon bald dem Erdboden gleichgemacht, die Widerständler zerstreuen sich in die Umgebung. Doch ihr Kampf bleibt nicht ohne Gegenreaktion: der deutsche Feind beginnt seinen grausamen Terror in die Dörfer zu tragen und, befeuert von der nazistischen Rassenideologie, den Führerbefehl der “verbrannten Erde” in voller Härte umzusetzen. Dieser Wahnsinn aus Gewalt und Gegengewalt gräbt tiefe Spuren in das Gesicht des 14-jährigen, der in einer der letzten schockierenden Einstellungen des Films bereits das Aussehen eines Greises hat. Regisseur Elem Klimow ist ein wahrer Meister in der Darstellung sowohl körperlicher wie psychischer Gewalt. Im Gegensatz zu einem Großteil sogenannter Anti-Kriegsfilme verweigert er sich jeder Form der Ästhetisierung: “sein” Großer Vaterländischer Krieg ist ein nicht enden wollender grauenhafter Albtraum. Keine Helden, nirgends. geh_und_sieh_coverWer an dieser Stelle nur an dumpfe Metzeleien denkt, liegt falsch. Zwar zeigt Klimow einmal geradezu penibel die Vernichtung eines Dorfes, doch spiegelt er die Qual der Menschen auch in unheimlichen, verstörenden Naturaufnahmen. Neben der atemberaubenden Schlusssequenz tut die Mischung aus elegischer Streichermusik, Störgeräuschen und surreal wirkenden, dröhnenden Klängen das Übrige, um “Geh und Sieh” in eine ganz eigene Liga der Kriegsfilme zu hieven.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Idi i smotri Land: Sowjetunion Jahr: 1985 Regie: Elem Klimow Darsteller: Alexei Krawtschenko, Olga Mironowa, Ljubomiras Laucevicius Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★★★★ 

VN:F [1.9.2_1090]
Leser: 8.7/10 (3 Bewertungen eingegangen)
Geh und sieh, 8.7 out of 10 based on 3 ratings

2 Kommentare für "Geh und sieh"

  1. 1 Neonknight schrieb am Dienstag, 9. Juni 2009 um 07:55 Uhr:

    Guter Film der einmal die russische Seite der Zivilisten im 2ten Weltkrieg zeigt. Gibt zu wenige Filme dieser Art.
    Meistens steht ja das “Abenteuer Krieg” und die siegreichen Allierten im Vordergrund.
    Der Sieger schreibt Geschichte und das trifft wohl auch auf Filme zum Thema 2ter Weltkrieg zu. Von den “Verlierern”, der zivilen Bevölkerung, vorallem auf russischer und osteuropäischer Seite (welche den höchsten Tribut an Menschenleben zahlen musste) gibt es kaum Filme. Trockene, wissenschaftliche Dokus zwar schon. Aber soetwas betrachtet man dann eh distanzierter.
    Deshalb kann ich “Geh und sieh” empfehlen. Er zeigt die Greuel der deutschen Armee im Osten aus den Augen der Schwächsten: Junge Kinder und alte Leute.
    Geschichte ist mir persönlich manchmal etwas zu langsam erzählt. Ist halt ein typischer Russischer Film, mit einem anderen Erzähltempo als ich es gewohnt bin.
    Film geht glaube ich auch über 2 Stunden.

  2. 2 Mr.J. schrieb am Donnerstag, 11. Juni 2009 um 11:46 Uhr:

    geh und sieh dürfte einer wenn nicht der beste wirkliche anti- kriegsfilm überhaupt sein.wer noch mehr interesse an solchen filmen hat sollte unbedingt einmal die anderen Sowjet Klassiker(da geht es meistens um krieg und was alles dazugehört)anschauen.wurden ja auch schon ein paar reviews über die thematik geschrieben

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