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Frank

Freitag, 23. Oktober 2015 · Autor: Reiskorn

frank_sceneWie heißt es doch so schön: Genie und Wahnsinn liegen eng beieinander. Ein Spruch, der insbesondere bei Künstlern jedweder Couleur seine berechtigte Anwendung findet – auch bei Musikern. Um einen Musiker der ganz besonderen Art geht es auch in “Frank”: Der titelgebende Held trägt nämlich fast über die gesamte Spielzeit einen riesigen Kunstkopf aus Pappe. Damit und anhand seines übrigen sonderlichen Gebarens zeigt der Film von Leonard Abrahamson vor allem eines: Kunst ist immer irgendwie auch krank und das Genie entspringt scheinbar nur zufällig dem hingebungsvollen, mal mehr, mal weniger kontrollierten Wahnsinn. Dabei bleibt offen, ob die daraus entstehende Kunst nun wirklich wahrhaftig oder einfach nur Schrott ist.

Das Chaos, das damit einhergeht, wird dabei ausgiebig in allerlei skurrilen Momenten festgehalten – absurd anmutende Instrumente werden erdacht und um die kreativen Energien freizusetzen, werden ebenso schräge Spiele gespielt und sich gemeinsam körperlich betätigt. Ob’s der Band und ultimativ dem Film hilft, bleibt ein wenig fraglich, da eine deutliche Wirkung des ganzen Treibens ausbleibt: Die neu erfundenen Instrumente finden nicht ihren Weg in die Musik und die Bandmitglieder bleiben bis auf den Neuling und Außenseiter Jon (Domhnall Gleeson) seltsam asozial gegenüber der Außenwelt und dennoch unausgesprochen harmonisch miteinander. Bis auf die Keyboarder, die immer in den Selbstmord getrieben werden. Für all die Sonderlichkeiten liefert “Frank” kaum Erklärungen und wenn man sich auf die Figuren und ihr Handeln als satirische Überzeichnungen (pseudo-) künstlerischer Freigeister einlässt, ist das auch zu verkraften. Dafür machen deren Macken und die vielen Episoden abseitiger Handlungen einfach nur für sich jede Menge Spaß und halten auch dann bei der Stange, wenn der Film zwischenzeitlich ähnlich nicht voranzukommen scheint, wie die Aufnahmen für das Album der Film-Band.

Der Film findet einen dankbar locker-leichten Ton in der Inszenierung, der von den gut aufgelegten Darstellern getragen wird. Allen voran Michael Fassbender, der sein Antlitz meist versteckt hält und mit tiefer Gesangsstimme und teils amüsanter Körpersprache überzeugt. Mal abgesehen von dem Kunstkopf, der sowieso schon das Highlight des Films darstellt und seinen Ursprung in einer realen Vorlage hat: Dem englischen Musiker und Komödianten Chris Sievey alias Frank Sidebottom. Neben Fassbender können sich noch Gleeson und eine wirklich miesgelaunte Maggie Gyllenhaal behaupten – letztere hat eigentlich einen undankbar unsympathischen Part, doch Gyllenhaal verleiht ihrer Figur ein tief verborgenes und tief empfundenes Mitgefühl für Frank.

“Frank” ist zu jeder Zeit ein gänzlich ungewöhnlicher Musiker-Film: Die Tunes der Band fangen wie schwerfällige Geräuschkulisse an und frank_coverentwickeln dann einen seltsam hypnotischen Groove und ansonsten ist das Werk ein kleines, kompaktes Päckchen voll unperfekter Schrägheit. Lediglich am Ende büßt er wegen seines eher halbherzigen psychologischen Erklärungsversuchs von seiner Faszination und seinem Spaß ein. Ist aber nicht so schlimm – “I love you all” singt Fassbender dann. Wir dich auch.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Frank Land: Uk, Irland, USA Jahr: 2014 Regie: Lenny Abrahamson Darsteller: Michael Fassbender, Domhnall Gleeson, Maggie Gyllenhaal Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★★☆☆☆ 

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