Faust (2011)
Kein Gott, kein Himmelsprolog, kein Hexensabbat – und aus dem sardonischen Teufel Mephisto wird kurzerhand die ringelschwänzige Schandfigur eines von sehr irdischen Bedürfnissen getrieben Wucherers. Alexander Sokurow erzählt den “Faust” als Sinnsuchertragödie ohne metaphysischen Überbau: die Seele, das ist etwas, was nicht existiert und trotzdem verkauft werden kann. Auffällig ist in diesem Zusammenhang die unmittelbare, schmutzige Körperlichkeit, die er dem Stoff unterschiebt: gleich in der ersten Szene etwa darf sein Faust (Johannes Zeiler) ausführlich glitschiges Gedärm aus einem Leichnam zerren. Mit Goethes Stück hat diese – der Achtung vor dem Original halber – dennoch komplett auf Deutsch gedrehte “Faust”-Version nicht mehr allzuviel zu tun. Ein paar Zitatfetzen, die ein oder andere bekannte Figur – dabei bleibt es. Kaum etwas wird eindeutig gemacht, alles nur angestoßen. Vieles ist auch einfach nur Effekthascherei, die zum Teil verzerrten Bilder etwa oder Georg Friedrichs hübsch überdrehter,
aber völlig zusammenhangsloser Auftritt als Homunculus-Schöpfer Wagner. Am Ende stellt sich die Frage, was einem diese nebulöse, über weite Strecken frei assoziierte Gelehrtenodysee denn nun eigentlich sagen will beziehungsweise sagen kann. Genie oder Blender: im Falle Sokurows liegt die Wahrheit, wie so oft, wohl irgendwo in der Mitte.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Faust Land: Russland Jahr: 2011 Regie: Alexander Sokurow Darsteller: Johannes Zeiler, Hanna Schygulla, Georg Friedrich Weitere Infos: IMDB, Amazon
Redaktion:
bester Film!!!!!!! So muss Kunst sein…