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Faust (2011)

Freitag, 4. Mai 2012 · Autor: bdm

faust_sceneKein Gott, kein Himmelsprolog, kein Hexensabbat – und aus dem sardonischen Teufel Mephisto wird kurzerhand die ringelschwänzige Schandfigur eines von sehr irdischen Bedürfnissen getrieben Wucherers. Alexander Sokurow erzählt den “Faust” als Sinnsuchertragödie ohne metaphysischen Überbau: die Seele, das ist etwas, was nicht existiert und trotzdem verkauft werden kann. Auffällig ist in diesem Zusammenhang die unmittelbare, schmutzige Körperlichkeit, die er dem Stoff unterschiebt: gleich in der ersten Szene etwa darf sein Faust (Johannes Zeiler) ausführlich glitschiges Gedärm aus einem Leichnam zerren. Mit Goethes Stück hat diese – der Achtung vor dem Original halber – dennoch komplett auf Deutsch gedrehte “Faust”-Version nicht mehr allzuviel zu tun. Ein paar Zitatfetzen, die ein oder andere bekannte Figur – dabei bleibt es. Kaum etwas wird eindeutig gemacht, alles nur angestoßen. Vieles ist auch einfach nur Effekthascherei, die zum Teil verzerrten Bilder etwa oder Georg Friedrichs hübsch überdrehter, faust_coveraber völlig zusammenhangsloser Auftritt als Homunculus-Schöpfer Wagner. Am Ende stellt sich die Frage, was einem diese nebulöse, über weite Strecken frei assoziierte Gelehrtenodysee denn nun eigentlich sagen will beziehungsweise sagen kann. Genie oder Blender: im Falle Sokurows liegt die Wahrheit, wie so oft, wohl irgendwo in der Mitte.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: Faust Land: Russland Jahr: 2011 Regie: Alexander Sokurow Darsteller: Johannes Zeiler, Hanna Schygulla, Georg Friedrich Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★☆☆☆☆☆ 

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Ein Kommentar für "Faust (2011)"

  1. 1 Sarah Sahara schrieb am Mittwoch, 19. März 2014 um 14:25 Uhr:

    bester Film!!!!!!! So muss Kunst sein… :)

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