Europäische Visionen
25 Filme von 25 Regisseuren aus 25 EU-Ländern. Die inhaltliche Vorgabe: ein ganz persönlicher Blick auf den vielfältigen Staatenbund – in fünf Filmminuten. Was zunächst einmal hochinteressant klingt, entpuppt sich als herbe Enttäuschung. Und das, obwohl selbst angesehene Filmemacher wie Aki Kaurismäki, Peter Greenaway, Barbara Albert und Fatih Akin ihr Scherflein beisteuern. Einige Beiträge, wie etwa der lettische sind schlicht indiskutabel: für “It’ll Be Fine” hat man sich einfach mit der Handkamera auf die Strasse gestellt und ziellos drauflos gefilmt. Nur unwesentlich besser der spanische Kurzfilm, in dem Miguel Hermoso “Our Kids” zeigt, das Treiben in einem Kindergarten, ebenfalls unkommentiert. Kunst oder Krampf? Völlig egal, auf jeden Fall nichts, was womit man seine Zeit verschwenden sollte. Auch sehr simpel, aber etwas eindrucksvoller der Beitrag des ungarischen Starregisseurs Béla Tarr, der vor einer Suppenküche zu melancholischer Musik die verhärmten Gesichter der Zu-Kurz-Gekommmenen dokumentiert. Politisches von mittlerer Qualität aus Südeuropa: der italienische Beitrag klagt die industrielle Verschmutzung der Lagune von Venedig an, aus Portugal erreichen uns hässliche Szenen von der Bergung ertrunkener illegaler Einwanderer – beide Beiträge leider in äußerst dürftiger Bildqualität. Die Höchstnote dagegen für das irische Segment, ein sprachgewaltiges, sarkastisches Statement zum Thema Einwanderung. Und die Polin Szumowska reflektiert in “Crossroads” am Beispiel einer Heiligenstatue auf sehenswerte Weise das Verhältnis zum christlichen Erbe des Abendlandes. Man kann einer solchen Produktion mit einer Gesamtpunktewertung natürlich kaum gerecht werden. Doch wirklich geistreich ist kaum ein Beitrag: angesichts der reichen Kinogeschichte des Kontinents sind das hier größtenteils “Visionen” auf einem erbärmlichen Niveau.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Visions of Europe Land: Europäische Union Jahr: 2004 Regie: u.a. Peter Greenaway, Barbara Albert, Fatih Akin, Aki Kaurismäki, Béla Tarr Weitere Infos: IMDB, Amazon
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