El premio – The Prize
“El premio” von Paula Markovitch lief im offiziellen Wettbewerb der diesjährigen Berlinale 2011 und hatte dort seine Weltpremiere. Als eine internationale Produktion der Länder Mexiko, Deutschland, Frankreich und Polen gab es wohl selten so viele Logoeinblendungen im Vorspann zu bewundern, dass das Publikum unweigerlich schmunzeln musste, da es einfach kein Ende nehmen wollte. Zum Film selber: “El premio” handelt von einer jungen Mutter, die mit ihrer kleinen Tochter vor dem argentinischen Militär in eine kleine Hütte am Strand flüchtet. Offensichtlich wird dies nie, jedoch immer mal wieder angedeutet. Der Vater selbst wurde verhaftet, sein Verbleib und sein Zustand sind jedoch ungewiss. So bleibt den beiden nichts anderes übrig, als sich mit der gegebenen Situation vorerst abzufinden. Ausführlich stellt der Film dabei das harte Leben in der tristen Einöde dar, zwischen stürmischen Winden, Fluten, die das Haus unter Wasser setzen und schlichter Trostlosigkeit. Gerade die Situation der Tochter, Cecilia, die auf eine nahegelegene Schule geht, wird deutlich. Sie ist nur ein Kind und hat kaum ein Verständnis für die politischen Hintergründe, die dazu führten, dass sie jetzt mit ihrer immer mehr überforderten Mutter am Strand leben muss. So sieht sie sich gefangen in einer Umwelt, die für ein Kind gar nicht gemacht ist und nur die gelegentlichen Spielereien mit Klassenkameraden sorgen für Ablenkung, während die Spannungen mit ihrer Mutter scheinbar nicht abnehmen wollen, da diese die Herkulesaufgabe stemmen muss, für sich selbst und ihre Tochter zu sorgen und gleichzeitig Cecilia immer vertrösten muss. Das wird alles großartig gespielt, gerade Laura Agorreca und Paula Galinelli Hertzog als Cecilia harmonieren und streiten wunderbar und sehr authentisch miteinander, was auch die größte Stärke des Filmes ist. Doch auch für sich weiß Agorreca stets die Liebe zu ihrer Tochter und die Verzweiflung und Ungeduld angesichts ihrer misslichen Lage vollends überzeugend rüberzubringen, während Paula Hertzog einfach umwerfend ist. Jedoch ist der Film eindeutig zu lang geraten. Als ein eher typischer Arthousevertreter porträtiert “El premio” eher ausführlich eine Situation und wie die Menschen darin damit umzugehen versuchen, als dass eine Geschichte mit einem wie auch immer gearteten Spannungsbogen erzählt wird. Allein deshalb macht es der Film nicht jedem leicht. Die karge Landschaft am Strand ist zwar dringend vonnöten, um die Lage der Figuren richtig zu bebildern, bietet aber eben auch optische Langeweile. All diese Kritikpunkte münden in der mit 115 Minuten viel zu langen Laufzeit, in der viel wiederholt wird (die spielenden Kinder beispielsweise) und von der man locker die ein oder andere Minute hätte kürzen können, während auch die Musik, obwohl sehr spärlich eingesetzt, in den wenigen Momenten, in denen sie ertönt, zu nerven weiß. Bei all dem wirkt das Ende zudem sehr erzwungen und an den Haaren herbeigezogen. Es ist einfach da und findet im vorherigen Verlauf des Filmes keine echte Begründung. “El premio” ist unterm Strich ein interessanter, einfühlsamer Film mit starken Darstellern, der aber leider zu lang und damit mitunter ermüdend geworden ist.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: El premio Land: Mexiko, Frankreich, Polen, Deutschland Jahr: 2011 Regie: Paula Markovitch Darsteller: Laura Agorreca, Paula Galinelli Hertzog, Viviana Suraniti Weitere Infos: IMDB
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