Eisenfresser
Wer sich schon immer einmal gefragt hat, wo denn eigentlich die ganzen Schiffe der Weltmeere abgewrackt werden, der wird um diese Dokumentation von Shaheen Dill-Riaz kaum herumkommen. Unter barbarischen Bedingungen zerlegen im Süden Bangladeschs, man verzeihe mir den flapsigen Ausdruck, wirklich ganz arme Schweine die Ozeanriesen per Handarbeit. Dinge wie Arbeitssicherheit oder fairer Lohn müssen in den Ohren dieser Arbeiter wie Hohn klingen – in ihrer Welt ist beides nicht vorhanden. Profitieren dürfen wie so oft nur einige wenig und um die zu finden, muss man gar nicht so weit gen Westen schauen. Die große Kohle greifen der Werftbesitzer und einige wenige Vertraute ab, die sich darüber hinaus auch nicht zu schade sind, bei einem ihrer wenigen Besuche im modernen Geländewagen vorzufahren. Das Dilemma: die Arbeiter haben keine andere Wahl, da die Werften im vergleichsweise reichen Süden die einzige Möglichkeit bieten, ein wenig Geld zu verdienen um so die Familie durchzubringen. Dennoch verkneift Dill-Riaz sich eine Bewertung dieser sklavengleichen Zustände, wo ein Menschenleben keinen Cent wert ist. Ruhig und sachlich begleitet er mit seiner Kamera die Menschen und hört ihnen oft einfach zu – die Bilder sprechen ohnehin für sich. Was seine Dokumentation außerdem so besonders macht ist die Tatsache, dass sie sich nicht um publikumswirksame Klimawandel, Atomausstieg oder Finanzkrise dreht, die Probleme wie die in “Eisenfresser” gezeigten leider regelmäßig verdrängen. Ein Umstand, über den einmal nachgedacht werden könnte.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Eisenfresser Land: Deutschland Jahr: 2007 Regie: Shaheen Dill-Riaz Weitere Infos: IMDB, Amazon
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