Du sollst deine Frau ehren
Mit seinem Stummfilm aus dem Jahre 1925 schafft Carl Theodor Dreyer einen unumwundenen Abgesang auf die vermeintliche Schwäche des weiblichen Geschlechts. Bevor das herrschsüchtige Familienoberhaupt Johannes jedoch zu schätzen weiß, was er an seiner Frau hat, bedarf es einer ausgedehnten Zeit der Läuterung. Denn eines Tages hält seine Gattin Astrid dem Druck und dem ständigen Gequengel um Lappalien nicht mehr stand und flüchtet. Zurück bleiben die Kinder und ein verdutzter Ehemann, der sich vorerst keiner Schuld bewusst ist. Nach und nach begreift er aber, in manchen Situationen schneller als in anderen, was er an seiner Gemahlin hatte. In eine Zeit hinein, in der die erste Aufgabe der Frau wohl darin bestand, Kinder in die Welt zu setzen und regelmäßig für warme Mahlzeiten auf dem Tisch zu sorgen, schlägt Dreyer einen anderen Weg vor und versucht den Fokus weg von dieser Standardversorgung, hin zu einer individuellen Wahrnehmung der Frau mit all ihren Stärken zu lenken. Nicht wenigen seiner Zeitgenossen dürfte diese Sichtweise sauer aufgestoßen sein, da sie sich als alleinige Geldbeschaffer in einer privilegierten Position sahen. Glücklicherweise vermeidet der Regisseur es, zum großen Emanzensturm auf die männliche Bastion aufzurufen. Auch bei ihm sind die Rollen klassisch verteilt, im Vordergrund steht die gegenseitige Wertschätzung der Partner. So gelingt Dreyer ein interessanter Blick auf seine Zeit und die damals herrschenden Zustände. Was bei der von Arthaus vorgelegten DVD Edition auf Dauer nervt ist die seichte Klaviermusik, die penetrant dieselben Melodiebögen wiederholt ohne auf die gezeigten Szenen einzugehen. Das hätte besser gelöst werden können.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Du skal ære din hustru Land: Dänemark Jahr: 1925 Regie: Carl Theodor Dreyer Darsteller: Weitere Infos: IMDB, Amazon
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