Django Unchained
Abgesehen davon, dass “Waltz Unchained” der treffendere Titel gewesen wäre, ist Tarantinos neuester Streich die erwartet unterhaltsame Blei- und Blutballade geworden: gespickt mit Stars, guten Regieeinfällen und natürlich dem typischen quassellastigen Humor des vermeintlichen Meisters. Mit dem klassischen Italo-Western, vor dem man sich hier zu verbeugen gedenkt, hat “Django Unchained” indes weniger gemeinsam als angenommen. Das liegt gar nicht so sehr daran, dass Tarantino seit geraumer Zeit im Grunde immer diesselbe Geschichte erzählt, eher schon an der völlig uninteressanten Hauptfigur. Jamie Foxx spielt seinen Django als lupenreinen good guy, der ohne eigenes Verschulden erniedrigt und gedemütigt wird, eigentlich ja aber doch nur sein versklavtes Liebchen Broomhilda retten will. Für die Widersprüche und die Unmoral, den Nihilismus und die Abgefucktheit des Originals ist da kein Platz. 1966: “Es gibt bloß eins, was wichtig ist: dass man sterben muss”. 2012: “Das ‘D’ ist stumm!” Das sind die Sätze, die hängenbleiben – und sie sagen alles über die Grundverschiedenheit dieser beiden Djangos. Ohnehin liegt der Fokus wie gesagt eher auf Waltz, der hier genau diesselbe Rolle spielt wie in “Inglorious Basterds”. Die Eloquenz und sympathische Durchtriebenheit dieses Dr. King Schultz lassen darüber hinwegsehen, zumal sein Duell mit dem snobistischen Plantagenbesitzer Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) ein ebenso großes Highlight darstellt wie Samuel L. Jacksons Auftritt als serviler “House Nigger” Stephen. Nachdem mit Schultz und Candie die beiden interessantesten Charaktere die Bühne verlassen haben, ist der Film eigentlich zu Ende erzählt, was Tarantino allerdings nicht davon abhält, seinen Django erst jetzt von der Kette zu lassen. Die letzte halbe Stunde zeigt seine Transformation zum vor Coolness triefenden Superhelden: ein Finale, das eher wie ein Anhängsel wirkt. Am Ende ist “Django Unchained” ein launiges, referenzreiches Paradebeispiel für postmodernes Popcorn-Kino, das sich alles traut – und doch irgendwie überhaupt nichts.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Django Unchained Land: USA Jahr: 2012 Regie: Quentin Tarantino Darsteller: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson Weitere Infos: IMDB, Amazon
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Tags: Christoph Waltz, Jamie Foxx, Leonardo DiCaprio, Quentin Tarantino
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