Die Müßiggänger
Wer kennt sie nicht, diese bleierne Schwere, die über den Kleinstädten und Dörfern Italiens liegt und zum Verweilen und Müßiggehen einlädt? Diesem seltamen Zauber sind auch die fünf Freunde verfallen, deren Geschichte Federico Fellini in diesem neorealistischen Frühwerk aus dem Jahr 1953 erzählt. Die wohlige Apathie des antrieblosen Quintetts ist nicht schwer nachzuvollziehen: viel zu bieten hat die kleine Stadt am Meer nicht, Jobs sind ebenso Mangelware wie eine brauchbare Perspektive, als Höhepunkt kann da schon eine Miss-Wahl zum Ende der Saison angesehen werden, die zumindest kurzzeitig für Abwechslung sorgt. So hängen sie tagein tagaus ihren Träumen und Wünschen nach, ohne diese jemals ernsthaft in Angriff zu nehmen. Schwung kommt erst in den Laden, als Moraldo (Franco Interlenghi) die Schwester eines Freundes schwängert und fortan Verantwortung übernehmen muss – ob er will oder nicht und in einer solchen Stadt, wo jeder jeden zu kennen scheint, schon gleich zweimal. Mit den “Müßiggängern” zeigt Fellini schon in dieser frühen Phase seiner Karriere, was er auf dem Kasten hat. Von den zukünftigen, teils sehr bizarren (im positiven Sinn) reinen Kunstfilmen ist er hier noch weit entfernt. Der Film ist vielmehr eine Hommage an das “alte”, verträumte Italien und dessen planlose Jugend, gekonnt erzählt auf dem schmalen Grad zwischen Ironie und Melancholie.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: I vitelloni Land: Italien, Frankreich Jahr: 1953 Regie: Frederico Fellini Darsteller: Alberto Sordi, Franco Fabrizi, Franco Interlenghi Weitere Infos: IMDB, Amazon
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