Die große Stille
Viele Dokumentationen haben das große Problem, dass der Macher seine eigene Meinung in den Film miteinfließen lässt. Es wird bewusst durch Bilder emotionalisiert, was nicht immer schlecht sein muss, und der Musik kommt – wenn man sich z.B. aktuelle Dokus über das 3. Reich anschaut – eine hohe Gewichtung zu. Natürlich, wie immer gibt es Ausnahmen und Philip Gröning macht mit dieser Dokumentation das, was man mit dieser Art Film eigentlich erreichen will. Er stellt einen Umstand bzw. Zustand dar, ohne eine Wertung abzugeben – so wie es eigentlich sein muss, da die Sache sonst sehr schnell und oft uch unbewusst zur Propaganda wird. Das Thema, das der Regisseur unter die Lupe nimmt, ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Er beleuchtet nämlich kein Zeitgeist-Thema wie den Klimawandel, Umweltverschmutzung oder die Macht der großen Konzerne sondern – das Leben von Mönchen. Diese Möglichkeit, sein Leben zu gestalten gibt, es tatsächlich noch und auch in der Form wie es seit Hunderten von Jahren gelebt wird. Einen sehr strengen Orden stellen dabei die Karthäuser dar, die den bekannten Satz “Ora et labora” tief verinnerlicht haben. Jedwedes unnötige Weltliche wird ausgegrenzt und sogar auf das Sprechen wird zu großen Teilen verzichtet. Lediglich beim gemeinsamen Singen, Beten und dem sonntäglichen, vierstündigen Austausch über Gott und die Welt, wird diese sehr harte Regel “gebrochen”. Selbstredend könnte man an dieser Lebensform einiges kritisieren, die Sache als primitiven, lebensfeindlichen Humbug ansehen. Genauso gut kann man aber auch den Fokus auf die positiven Dinge der Gemeinschaft legen, von denen es nicht wenige gibt. Wie auch immer und wie gesagt – werten tut der Regisseur nicht. Er begleitet lediglich. Bringt den Zuschauer zweieinhalb guten, seeehr Stunden der Thematik näher. Experiment gelungen.
Zusätzliche Informationen zum Film
Originaltitel: Die große Stille Land: Deutschland Jahr: 2005 Regie: Philip Gröning Weitere Infos: IMDB, Amazon
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