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Die Ermordung eines chinesischen Buchmachers

Donnerstag, 27. November 2014 · Autor: Mr. J.

die_ermordung_eines_chinesischen_buchmachers_sceneWas tut man, wenn man nach eigenem Ermessen alles Nötige getan hat, um ein halbwegs annehmbares Leben zu führen? Genau, man verpfuscht es oder setzt es leichtfertig auf’s Spiel. Diese Logik findet man in Filmen zumindest immer wieder. Eigentlich hat Cosmo Vitelli (Ben Gazzara), Besitzer eines etwas angestaubten Stripclubs, es geschafft. Er liebt seinen Club und kümmert sich um jedes kleine Detail, sei es noch so unscheinbar, und auch zu seinen Tänzerinnen hat er einen guten Draht. Warum er genau auf die Einladung eines Gastes eingegangen ist, an einer Spielrunde am anderen Ende der Stadt teilzunehmen, bleibt im Dunkeln. Erfolgreiches Streicheln des Egos oder doch ein gewisser Drang zum Zocken? Fakt ist, das Cosmo in dem Laden ordentlich Kohle liegen lässt und sich bei den werten Herren, die bald gar nicht mehr so nett sind, verschuldet. Aber eine Lösung ist in Aussicht: Cosmo soll zur Tilgung seiner Schulden einen Buchmacher töten. John Cassavetes greift ein typisches Thema auf und inszeniert mit hohem Einsatz einer Handkamera seine Version von Schuld und Sühne. Dabei laufen zwei Handlungen quasi parallel. In der einen geht es um den Club und die Mädels mit ihren trivialen Sorgen. In der zweiten dagegen um die Verrichtung des Mordes mit allem was dazu gehört. Ab und an touchieren sich, man möchte was schon sagen zufällig, diese beiden Erzählstränge die ohne weiteres jeweils eigene Filme hätten darstellen können. Auf eine seltsame Art und Weise schafft es Cassavetes aber, diesen eigentlich fatalen Missstand zu seinen Gunsten zu drehen. Da schleichen sich zwar unnötige Längen ein, ein großes Manko des Regisseurs, aber wenn man sieht, wie meisterhaft das Anpirschen und dann die Ermordung des Buchmachers inszeniert sind und wie Gazzara den Film praktisch alleine trägt…tja, die_ermordung_eines_chinesischen_buchmachers_coverdann kann man den Film fast nicht schlecht finden. Jedenfalls gelingt Cassavetes hier die Innenansicht eines Mannes irgendwo am Rande der Gesellschaft, wie man sie in dieser Art nicht allzu oft gesehen hat. Im Guten wie im Schlechten: ein seltsamer, garstiger Film.

Zusätzliche Informationen zum Film

Originaltitel: The Killing of a Chinese Bookie Land: USA Jahr: 1976 Regie: John Cassavetes Darsteller: Ben Gazzara, Timothy Carey, Seymour Cassel Weitere Infos: IMDB, Amazon

Redaktion:
★★★★★★☆☆☆☆ 

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